Koloskopie zur Polypektomie Nur einmal, aber dafür richtig
Polypen und Adenome können meist in einer Koloskopie entfernt werden. Eine Studie zeigt auf, warum manchmal mehrfache Eingriffe erfolgen. Die Kennzeichen einer qualitativ hochwertigen Koloskopie sind eine angemessene Darmvorbereitung, die Visualisierung des gesamten Dickdarms und die Identifizierung und Entfernung aller neoplastischen Polypen, schreiben Dr. Frederik Juul von der Universität Oslo und Kollegen. Idealerweise werde dies in einem einzigen Eingriff erreicht und der Patient dann in die Nachsorge entlassen. Die Realität sieht jedoch oft anders aus, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie verdeutlichen.
Die Analyse schließt fast 15.600 Patienten aus 38 Kliniken in fünf europäischen Ländern (Spanien, Norwegen, Polen, Dänemark, Schweden) ein. Die im Median 61 Jahre alten Teilnehmer hatten alle eine Indexkoloskopie mit Polypektomie hinter sich. In rund 6.800 Fällen handelte es sich um Adenome mit niedrigem Risiko (ein oder zwei tubuläre Adenome < 10 mm mit leichter Dysplasie). Etwa 8.800 Patienten zählten zur Hochrisikogruppe (drei bis zehn Adenome, davon mindestens eines > 10 mm und/oder mit hochgradiger Dysplasie oder villösen Komponenten).
Mangelnde Vorbereitung bei jeder fünften Koloskopie
961 Studienteilnehmer (davon 860 mit hohem Risiko) mussten sich mindestens einer weiteren Koloskopie unterziehen, bevor sie mit der Nachsorge beginnen konnten. Nur knapp 30 % dieser erneuten Eingriffe waren geplant. Jede fünfte Koloskopie wurde aufgrund von mangelnder Darmvorbereitung wiederholt. Die restlichen Fälle verteilten sich wie folgt:
- Polypen in situ belassen (27,8 %)
- unvollständige Polypektomie (8,9 %)
- unvollständige Darmspiegelung (5,5 %)
- Piecemeal-Resektion (12,5 %)
- Antikoagulation / Thrombozytenaggregationshemmung (7,2 %)
- nicht spezifiziert (16,8 %)
Die Wiederholungsraten schwankten zwischen den Kliniken deutlich und betrugen für Hochrisikopatienten bis zu 64 %. Zentren mit besonders hohen Werten erstellten nach der Studie eine Ursachenanalyse. Ein häufiger Grund für Wiederholungen waren demnach übervorsichtige Operateure, die lieber „auf Nummer sicher gehen“ wollten, bevor sie den Patienten entließen.
Quelle: Juul FE et al. Gut 2022; DOI: 10.1136/gutjnl-2022-327696