Kinder mit Colitis ulcerosa haben ein besonders hohes Darmkrebsrisiko
Zwischen 1969 und 2017 war es für Patienten mit Colitis ulcerosa um etwa 60 % wahrscheinlicher, eine Darmkrebsdiagnose zu erhalten, als für Menschen ohne die chronisch-entzündliche Darmkrankheit. Die Sterberate war ähnlich hoch. Zwar gehen diese Zahlen ab 2013 zurück, berichten skandinavische Forscher um Dr. Ola Olén vom Karolinska Institut in Stockholm. Gleichwohl liegen Erkrankungs- und Sterberisiko der Betroffenen noch immer um 38 % beziehungsweise 25 % über dem der Allgemeinbevölkerung.
Anhand von Daten aus dänischen sowie schwedischen Patienten- und Bevölkerungsregistern hatten die Autoren das Darmkrebsrisiko von über 96 400 Colitis-ulcerosa-Patienten mit dem von rund 949 200 ansonsten Gesunden verglichen.
Besonders gefährdet waren demnach Patienten, bei denen sich die Krankheit bereits in der Kindheit gezeigt hatte. Bei ihnen stieg das Darmkrebsrisiko bis auf das 37-Fache. Außerdem bedeutete eine Pankolitis – unter der etwa die Hälfte der Kranken litt – eine 88 % höhere Krebsgefahr. Wurde ein kolorektales Karzinom entdeckt, dann meist innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose der chronisch-entzündlichen Darmkrankheit.
Hohe Mortalität bei Pankolitis und sklerosierender Cholangitis
Ab 2003 waren die Tumoren bei den Patienten mit der Darmentzündung sogar weniger weit fortgeschritten als bei den Kontrollpersonen. Trotzdem blieb es für sie noch um mehr als die Hälfte wahrscheinlicher, am Krebs zu sterben, als für Kontrollen mit dem gleichen Tumorstadium. Ähnlich wie bei der Krebswahrscheinlichkeit erhöhten niedriges Lebensalter bei Diagnose der Colitis ulcerosa, eine Pankolitis oder eine primär sklerosierende Cholangitis auch das Sterberisiko.
Gründe für die schlechtere Prognose noch unklar
Patienten, die die chronische Darmentzündung erst im Seniorenalter entwickelten, und solche mit linksseitiger Kolitis oder Proktitis erkrankten und starben dagegen ähnlich häufig an Darmkrebs wie die Allgemeinbevölkerung. Für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen muss also noch einiges besser werden, kommentieren die Gastroenterologinnen Dr. Oriana Damas und Dr. Maria Abreu von der Universität Miami diese Ergebnisse. Insbesondere sollte geklärt werden, warum Darmtumoren bei CED eine schlechtere Prognose bedeuten.
Quellen:
1. Olén O et al. Lancet 2020; 395: 123-131; DOI: 10.1016/S0140-6736(19)32545-0
2. Damas OM, Abreu MT. A.a.O.: 92-94; DOI: 10.1016/S0140-6736(19)33225-8