Frühe Therapie Bei Kindern mit CED ist vieles nur off label möglich
Der Phänotyp chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) bei Kindern unterscheidet sich erheblich von dem bei erwachsenen Patienten. So präsentiert sich Morbus Crohn bei den kleinen Patienten viel ausgedehnter. Häufiger als beim Erwachsenen ist der obere Gastrointestinaltrakt betroffen. Nicht selten kommen extraintestinale Symptome hinzu.
Ein ähnliches Bild bietet sich bei Colitis ulcerosa, die bei Kindern vielfach mit Pankolitis und hoher entzündlicher Aktivität einhergeht. Entsprechend findet man die Prädiktoren für ein ungünstiges Outcome bei ihnen häufiger als bei den Erwachsenen, erläuterte Prof. Dr. Jan de Laffolie von der Kindergastroenterologie am Universitätsklinikum Gießen. Bei Krankheitsbeginn vor dem sechsten Geburtstag liegen einer CED häufig monogenetische Ursachen zugrunde, etwa IL-10-Rezeptordefekte. Je jünger die Kinder sind, desto dringlicher ist daher eine Immunphänotypisierung.
Bei den Therapieentscheidungen muss man die körperliche und psychosoziale Entwicklung der jungen Patienten stets im Blick haben, mahnte Prof. de Laffolie. Ein großes Problem sei, dass im Kindesalter kaum eine Behandlung ohne Einschränkung erlaubt ist, abgesehen von Prednisolon, Azathioprin und der Ernährungstherapie. Wirkstoffe wie Mesalazin, Sulfasalazin, Infliximab und Adalimumab sind erst ab einem Alter von sechs Jahren zugelassen, die meisten Substanzen für Kinder überhaupt nicht.
Also müssen Pädiater viele ihrer Patienten off label behandeln, meinte Prof. de Laffolie. Und eine frühe und effektive Therapie ist dringend geboten, wie der Experte deutlich machte: Denn wenn es nicht gelingt, die Krankheit bei den Kindern in den ersten Jahren zur Remission zu bringen, sinken die Chancen auf eine wirksame Behandlung im weiteren Verlauf deutlich.
Es ist mehrfach belegt, dass die Ernährungstherapie bei Kindern mit Morbus Crohn besser wirkt als die mit Kortikosteroiden. Zwar zeigt sich bei der klinischen Remission kein Unterschied, doch die Ernährungstherapie führt häufiger zur Mukosaheilung und histologischen Remission. Allerdings ist es schwierig, die Patienten bei der Ernährungstherapie dauerhaft bei der Stange zu halten.
Kongressbericht: Viszeralmedizin 2022