Rauchentwöhnung Doppelt hält besser
Nikotinersatzprodukte helfen Menschen, mit dem Rauchen aufzuhören – dafür gibt es gute Belege. Weniger klar war bislang, welchen Einfluss die einzelnen Produkte und der Zeitpunkt ihrer Anwendung haben. Das untersuchte das Team um Annika Theodoulou vom Nuffield Department of Primary Care Health Sciences der University of Oxford.
Die Wissenschaftler schlossen in ihrem Cochrane-Review 68 randomisierte Studien mit 43.327 Teilnehmern ein, die den Vorsatz hatten, mit dem Rauchen aufzuhören. Ziel war es zu zeigen, mit welchen Darreichungsformen und Dosierungen von Nikotinersatztherapien (nicotine replacement therapy, NRT) sich eine anhaltende Rauchentwöhnung bewirken lässt. Das Follow-up betrug mindestens sechs Monate.
Grundsätzlich sah man, dass ausstiegswillige Raucher mit jedem Produkt eine Chance auf Abstinenz haben. Als besonders günstig erwies sich mit hoher Evidenz eine Kombinationstherapie aus Pflaster und Kaugummi oder Lutschtablette – sie steigerte die Erfolgswahrscheinlichkeit im Vergleich zu den Einzelansätzen um 17–37 % (Risk Ratio, RR, 1,27).
Die Analyse erbrachte weiterhin, dass niedriger dosierte Kaugummis und Pflaster weniger effektiv sind. So kam es unter Kaugummis mit 4 mg Nikotin eher zu einem Abstinenzerfolg als unter denen mit 2 mg. Bei der Pflastertherapie zeigte sich ein ähnliches Bild: Die Anwendung von 25-mg-Pflastern für 16 Stunden oder 21-mg-Pflastern für 24 Stunden, führte bei mehr Rauchern zu einer geglückten Entwöhnung als niedriger dosierte Pflaster. Allerdings brachte eine weitere Steigerung der Dosis auf 42 mg oder 44 mg keinen sicheren Vorteil mehr (42/44 mg vs. 21/22 mg, RR 1,09 und 21 mg vs. 14 mg, RR 1,48). Den Evidenzgrad des Pflastervergleiches stuften die Autoren als moderat ein. Mit schnell wirksamen Nikotinersatzprodukten wie Kaugummi oder Dragee ließen sich ähnlich hohe Rauchstoppquoten erzielen wie mit Nikotinpflastern.
Es scheint von Vorteil zu sein, die Nikotinersatztherapie bereits vor dem Beginn der Abstinenz zu starten (RR 1,25). Belastbare Daten zum Thema, wie lange die Nikotinersatztherapie laufen sollten, fanden die Forscher nicht.
Die vorhandenen Ergebnisse deuten zwar auf wenig unerwünschte Ereignisse hin, aber kardiale und andere schwerwiegende Nebenwirkungen sind aus Sicht der Autoren bisher zu wenig untersucht. Die Gründe für das Absetzen der NRT seien unklar belastbare Angaben zu deren Verträglichkeit fehlen. Zur Klärung bedarf es weiterer Studien, so das Fazit der Autoren.
Quelle: Theodoulou A et al. Cochrane Database Syst Rev 2023; DOI: 10.1002/14651858.CD013308.pub2