Tabakentwöhnung Sargnägel für die Zigarette
Rund 40 % der Raucher mit COPD rauchen weiter – obwohl sie wissen, welchen Schaden sie sich damit zufügen. Aufgrund der oft sehr starken Nikotinabhängigkeit sollte man für diese Menschen verschiedene Maßnahmen zur Tabakentwöhnung kombinieren, schreiben Maria Montes de Oca von der Universidad Central de Venezuela in Caracas und Maria Laucho-Contreras von der Fundación Neumológica Colombiana in Bogotá. Als erprobte Verfahren nennen sie die Beratung, verhaltenstherapeutische Ansätze und Medikamente.
Bei den Arzneistoffen werden zwei Gruppen unterschieden:
- Controller wie Bupropion und Vareniclin sowie Nikotinpflaster fördern den Verzicht langfristig.
- Rasch wirksames Nikotin dämpft das akute Verlangen nach der Zigarette und lindert Entzugssymptome.
Die Wahl des Wirkstoffs hängt vom Grad der Abhängigkeit ab. Einer Metaanalyse zufolge erzielen Nikotinersatztherapie, Bupropion und Vareniclin anhaltende Abstinenzraten von 14–27 %, während es unter Placebo nur 5–9 % sind. Eine Arbeit, die die Effekte eines Nikotinersatzes mit denen einer Pharmakotherapie bei Patienten mit schwerer COPD verglich, kommt zu dem Schluss, dass Vareniclin und Bupropion wirksamer sind als Nikotinpflaster. Unklar ist, ob die Kombination zweier Controller das Outcome verbessert.
Ausschleichen funktioniert bei Nikotin nicht
Manche Patienten wollen nicht ganz aufs Nikotin verzichten oder sie schaffen den völligen Ausstieg nicht. Sie erhoffen sich von einer Reduktion des Rauchens eine Schadensminimierung. Nachgewiesen wurde ein solcher Nutzen nicht. Auch die Erwartung vieler Nikotinabhängiger, sie könnten nach einer Zeit mit vermindertem Konsum leichter komplett mit dem Rauchen aufhören, hat sich nicht bestätigen lassen.
Viele glauben, dass die elektrische Zigarette sicherer ist als herkömmlicher Tabak, oder dass sie sich zum Nikotinersatz eignet. Zwar gibt es gewisse Hinweise, wonach die Abstinenzraten mithilfe der Geräte tatsächlich steigen könnten. Allerdings ist die Datenlage zur langfristigen Sicherheit und Effizienz der E-Zigaretten als Ausstiegshilfe noch sehr dünn.
Inzwischen gibt es mit der Impfung gegen die Sucht einen weiteren Therapieansatz: Die aktive Immunisierung soll nikotinspezifische monoklonale Antikörper, sogenannte nic-mAbs, induzieren. Sie sollen das Alkaloid abfangen, bevor es ins Gehirn gelangt. In präklinischen Modellen kam es innerhalb weniger Minuten nach einer Infusion mit dem Nervengift tatsächlich zu einer Reduktion der zerebralen Nikotinspiegel um bis zu 80 %.
Eine Cochraneanalyse von vier Untersuchungen zum Thema mit insgesamt mehr als 2.600 Rauchern konnte aber keinen Einfluss auf die langfristige Abstinenz ermitteln. Eine weitere Studienübersicht lieferte widersprüchliche Ergebnisse, berichten die beiden Autorinnen. Zudem seien die Arbeiten in nicht begutachteten Zeitschriften publiziert worden, was eher gegen eine relevante Wirkung der Impfung spreche.
Quelle: Montes de Oca M, Laucho-Contreras ME. Eur Respir Rev 2023; 167: 220187;