„Dreck, der in die Lunge geht“: E-Zigarette, Tabakerhitzer und Shisha
THS steht für Tobacco Heating System und bezeichnet eine Art Zwitter zwischen normaler und E-Zigarette. Mit ihm hat die Industrie darauf reagiert, dass viele Raucher die E-Zigarette nicht als „richtige“ Zigarette empfinden und den Spaß am Rauchen vermissen. Wenn sich jemand gewundert hat, dass die Tabakindustrie seit Kurzem Kampagnen gegen das Rauchen fährt – das ist die Erklärung.
Das System funktioniert, indem mit einer Art Heizstab im Gerät Tabakstränge erhitzt und verdampft, aber nicht verbrannt werden. Das riecht und schmeckt wie echter Zigarettenrauch, berichtete der Pneumologe Professor Dr. Wolfram Windisch von der Lungenklinik Köln-Merheim. Dabei werden Verdampfungstemperaturen von etwa 300 Grad erreicht statt 600 bis 800 Grad bei der Normalzigarette. Der Gedanke dahinter: Beim Verdampfen entstehen weniger toxische Produkte, aber der Raucher bekommt genauso viel Nikotin und das „echte Zigarettenfeeling“.
Es gibt eine große Batterie von Tierversuchen und Studien, mit denen die Harmlosigkeit der THS für Herz und Lunge nachgewiesen werden soll. Schönheitsfehler: Sie sind allesamt von der Tabakindustrie finanziert und durchgeführt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat in einer Stellungnahme vom Juni 2017 angekündigt, in Kürze selbst Emissionsuntersuchungen vornehmen zu wollen.
Die meisten Shisha-Konsumenten ahnen nicht, was sie ihrer Gesundheit damit antun. „Shisha ist keinesfalls eine gesündere Alternative zur Zigarette, sondern eher noch schlimmer“, betonte Prof. Windisch. Der Rauch enthält mindestens so viele Schadstoffe wie der von Zigaretten, der Gehalt an Kohlenmonoxid ist sogar zehnmal so hoch. Übrigens auch im Nebenrauch: „Wenn Sie in Shisha-Bars gehen, bekommen Sie irgendwann eine CO-Vergiftung“, so der Pneumologe.
Bei der Anamnese explizit nach Shishagebrauch fragen
In Studien konnte gezeigt werden, dass Wasserpfeifenkonsum die inflammatorische Aktivität und die Produktion aggressiver Sauerstoffradikale deutlich erhöht. Auch pulmonale Schäden sind nachgewiesen. So führt chronischer Shisha-Gebrauch zu DNA-Schäden, Lungenfunktionsverlust und Alveolardestruktion und er begünstigt Emphyseme. Deutschland kommt unter Jugendlichen und Erwachsenen auf eine Shisha-Konsumentenrate von etwa 5 %. Deshalb sollte man bei der Raucheranamnese eben nicht nur nach Zigaretten, sondern auch nach Shisha fragen.