Urosepsis Eile ist geboten
Ältere Menschen, Patienten mit Diabetes und solche unter Immunsuppression sind besonders anfällig für die Entwicklung einer Urosepsis. Bei den verursachenden Keimen überwiegen nach wie vor gramnegative Erreger, zunehmend handelt es sich allerdings auch um grampositive Bakterien und Pilze, schreiben Dr. Jennifer Kranz von der Uniklinik der RWTH Aachen und Kollegen. Eine zügige Diagnosestellung und ein frühzeitiger Therapiestart sind in diesem Fall zwingend, da sich sonst die Prognose des Patienten rapide verschlechtert.
Im Rahmen der körperlichen Untersuchung von Patienten mit Sepsisverdacht ist auf klinische Symptome zu achten, die auf den Infektionsort hinweisen können (z.B. Flankenschmerzen). Bei Hochbetagten bzw. geriatrischen Patienten können jedoch typische Anzeichen wie Fieber fehlen oder nur in abgeschwächter Form auftreten. Die Autoren empfehlen, bei allen Patienten mit vermuteter Sepsis den Schweregrad mithilfe des Sepsis-Scores SOFA (sequential organ failure assessment) einzustufen.
Blut- und Urinabnahme vor dem Start der Behandlung
Vor Beginn einer antibiotischen Behandlung müssen eine Urinanalyse erfolgen und eine Urinkultur angelegt werden. Zum Nachweis einer Bakteriämie sollte ebenfalls vor dem Antibiotikastart Blut durch getrennte Venenpunktionen abgenommen werden, und zwar mindestens jeweils ein aerobes und ein anaerobes Blutkulturset. Ein einziges Set reicht nicht aus, denn die Erregernachweisrate steigt mit der Menge des entnommenen Blutvolumens an. Zudem genügt eine einzige Probe nicht, um zuverlässig zwischen Kontamination und Infektion zu unterscheiden.
Zur bildgebenden Diagnostik eignet sich insbesondere die Sonografie, da sie überall verfügbar und rasch durchzuführen ist. Obstruktionen im Harntrakt (z.B. durch Konkremente, Tumoren oder Strikturen) lassen sich damit gut darstellen.
Erhärtet sich der Verdacht auf eine Urosepsis, muss schnell gehandelt werden: Die kausale Therapie besteht aus einer empirischen parenteralen Antibiose sowie der umgehenden Fokussanierung. Ohne Antibiotika sinkt die Überlebensrate im septischen Schock stündlich um 7,6 %! Die Zusammenstellung der antimikrobiellen Therapie richtet sich u.a. nach dem erwarteten Keimspektrum (v.a. Escherichia coli, Enterococcus spp., Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella spp. und Enterobacter spp.), bekannten lokalen Resistenzen sowie Allergien des Patienten. Eine Fokussanierung kann oft minimalinvasiv vorgenommen werden, etwa die Drainage von Abszessen und Obstruktionen oder die Entfernung von Harnleitersteinen. Zudem benötigen Patienten mit Urosepsis eine Flüssigkeitssubstitution und intensivmedizinische Betreuung.
Quelle: Kranz J et al. Urologe 2022; 61: 596-601; DOI: 10.1007/s00120-022-01832-5