Lymphödem Entstauungsmaßnahmen nach Radiatio
Onkologische Bestrahlungen können akute und chronische Schäden hinterlassen. An der Haut typisch ist die schon während der Behandlung auftretende akute Radiodermatitis oder eine subakute persistierende Entzündung nach längerer Zeit als Gedächtnisreaktion der Haut, erklärte Thomas Künzel, Physiotherapeut aus Aschaffenburg.
Zuerst wird entstaut, dann konserviert
Im Zuge der Dermatitis entsteht zunächst ein akutes Ödem, das durch Vernarbung im weiteren Verlauf zum chronischen Lymphödem wird. Zu jeder Zeit empfiehlt sich eine komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Ihr Ziel ist es, Exsudat, Zelltrümmer und Entzündungsmediatoren auf ein physiologisches Maß zu reduzieren. In Phase 1 der KPE findet die eigentliche Entstauung statt, Phase 2 dient der Konservierung und Optimierung der Ergebnisse. Die Maßnahmen beider Phasen sind dieselben (siehe Kasten). In Phase 1 werden sie idealerweise täglich ein- bis zweimal angewandt, in Phase 2 abhängig vom Befund.
Zu chronischen Radiatiofolgen zählen beispielsweise radiogene Ulzera. Sie haben eine sehr schlechte bis keine Heilungstendenz, können zum Plattenepithelkarzinom entarten und sollten daher immer chirurgisch entfernt werden. Häufig entwickeln sich auch radiogene Fibrosen mit einer zunehmenden Vernarbung von Haut und Unterhaut oder einer Gelenkkapselbeteiligung. Durch fortschreitende Schrumpfung kann es zur Kompression von Gefäßen kommen.
Behandlung abbrechen, falls Schmerzen auftreten
Therapeutisch gelten folgende Prinzipien, um keine weiteren Schäden anzurichten:
- mild komprimieren
- nicht stark dehnen
- keine unkontrollierten Bewegungen
- keine tiefen Griffe
- nicht durch die Fibrose hindurch entstauen
Treten Schmerzen auf oder verschlechtern sich, muss man physiotherapeutische Maßnahmen sofort stoppen.
Das umfasst die komplexe physikalische Entstauungstherapie
- Hautpflege
- manuelle Lymphdrainage
- Kompressionstherapie
- Bewegungstherapie
- unterstützende Selbstbehandlung
Quelle: 4. Nürnberger Wundkongress