Nicht alles in Butter Erhöhter Fettkonsum vor Stresssituationen stört Hirn und Gefäße
Wie sich eine fettreiche Mahlzeit vor einer mentalen Stresssituation auf die zerebrovaskuläre Durchblutung auswirkt, haben britische Forscher untersucht. Teilnehmer der Cross-over-Studie waren 21 gesunde Männer und Frauen im Alter von 20–30 Jahren. Verglichen wurden zwei Frühstücksangebote mit gleicher Kalorienzahl, aber unterschiedlichem Fettgehalt (56,5 g bzw. 11,4 g). Die erste Variante bestand aus zwei Croissants, Butter, Käse und einem Viertelliter Vollmilch, die zweite aus Weißbrot, fettarmem Streichkäse, Cornflakes und Magermilch. Anderthalb Stunden nach der Mahlzeit absolvierten die Probanden einen etablierten Stresstest, bei dem sie mit stetig ansteigender Geschwindigkeit Zahlen addieren mussten. Dabei traten sie vermeintlich gegen andere Teilnehmer an und wurden gefilmt. Bei falschen Ergebnissen erklang ein lauter Warnton.
Gemessen wurden der Durchmesser der A. carotis communis und der Blutfluss vor und nach dem Frühstück sowie nach der Stressbelastung. Außerdem erfassten Dr. Rosalind Baynham von der Universität Birmingham und Kollegen die kardiovaskuläre Aktivität sowie per Nahinfrarotspektroskopie die Sauerstoffversorgung des präfrontalen Kortex in Ruhe und während der „Matheprüfung“.
Die mentale Belastung erhöhte Herzfrequenz und Blutdruck sowie die Oxygenierung im präfrontalen Kortex. Im Croissant-Kollektiv war der Anstieg der Sauerstoffversorgung vermindert. Fettkonsum scheint also die zerebrale Perfusion bei Personen ohne Gesundheitsstörung während Stressepisoden zu verschlechtern, resümieren die Autoren. Hinsichtlich der kardiovaskulären Reaktion gab es keine Unterschiede. Auf den Blutstrom in der A. carotis communis hatten Fett und Stress keinen Einfluss.
Endothelfunktion erholt sich langsamer nach Fettfrühstück
Die Arbeitsgruppe untersuchte auch den Einfluss der Frühstücksart auf die Erholung nach der Anstrengung. Sie erfasste u.a. die prä- und postprandialen Triglyzeridspiegel; die flussvermittelte Vasodilatation der A. brachialis diente als Maß für die Endothelfunktion.
Wie erwartet, lagen die Triglyzeridwerte nach der fettreichen Morgenmahlzeit höher als nach der gesünderen Kost. Der mentale Stress erzeugte unabhängig vom Frühstück einen ähnlichen Anstieg von peripherer Gefäßerweiterung, Blutdruck und kardiovaskulärer Aktivität. Die Dilatation der A. brachialis war eine halbe Stunde nach dem Rechentest in beiden Gruppen vermindert. Nur bei den Genießern des üppigen Frühstücks bestand diese Einbuße auch noch nach 90 Minuten.
Eine fettreiche Mahlzeit vor dem Stress verzögert offenbar die Erholung. Da sich das Phänomen schon bei gesunden jungen Menschen nachweisen ließ, dürfte es für kardiovaskuläre Risikopatienten eine umso größere Rolle spielen, vermuten die Autoren. Dies gelte es bei Ernährungsempfehlungen künftig zu berücksichtigen.
Quelle:
1. Baynham R et al. Nutrients 2023; DOI: 10.3390/nu15183969
2. Baynham R et al. Front Neutr 2023; DOI: 10.3389/fnut.2023.1275708