PDE-5-Hemmer Erst für die Potenz, dann gegen Demenz

Autor: Sabine Mattes

Besonders niedrig war das Alzheimerrisiko bei den Männern, die während des Follow-ups 20 oder mehr Verordnungen ausgestellt bekommen hatten. Besonders niedrig war das Alzheimerrisiko bei den Männern, die während des Follow-ups 20 oder mehr Verordnungen ausgestellt bekommen hatten. © Osterland – stock.adobe.com

PDE-5-Inhibitoren sind offenbar nicht nur bei erektiler Dysfunktion nützlich. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sie vor Alzheimer schützen könnten, In einer Kohortenstudie haben sie das Risiko gegenüber Nichtanwendern immerhin um 18 % gesenkt.

Ursprünglich als Medikament gegen Angina pectoris konzipiert, kommen Phosphodiesterase(PDE)-5-Inhibitoren heute vorwiegend bei der Therapie von Erektionsstörungen und pulmonaler Hypertonie zum Einsatz. Ein weiteres Anwendungsfeld könnte sich laut einer Forschergruppe um Matthew Adesuyan, UCL School of Pharmacy in London, in Zusammenhang mit neurologischen Krankheiten ergeben. In Tierversuchen hatte es Hinweise darauf gegeben, dass PDE-5-Inhibitoren vor Demenz schützen könnten. Vor diesem Hintergrund prüften die Wissenschaftler, ob die Einnahme von PDE-5-Hemmern das Risiko für Alzheimer beeinflusst.

Dazu werteten sie die elektronischen Patientenakten von fast 270.000 britischen Männern ohne bekannte kognitive Einschränkungen aus, bei denen zwischen 2000 und 2017 erstmalig Erektionsstörungen diagnostiziert worden waren. Gut die Hälfte der mindestens 40-jährigen Männer behandelten ihre erektile Dysfunktion mit PDE-5-Hemmern wie Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil oder Avanafil.

Über ein mittleres Follow-up von 5,1 Jahren erkrankten 1.119 Männer an Alzheimer. Das Erkrankungsrisiko unter PDE-5-Inhibitoren war im Vergleich um 18 % geringer. 

Je mehr Verordnungen, desto niedriger das Risiko

Besonders niedrig war das Alzheimerrisiko bei den Männern, die während des Follow-ups 20 oder mehr Verordnungen ausgestellt bekommen hatten. Bei Eingrenzung auf die Daten der Patienten mit mindestens einjährigem Follow-up blieben die Ergebnisse konsistent. Die Einschränkung auf eine mindestens dreijährige Datenverfügbarkeit lieferte hingegen abweichende Resultate. Randomisierte Kontrollstudien sind nötig, um die Ergebnisse zu unterstützen und den optimalen Wirkungszeitraum des Medikaments zu ermitteln, schließen die Wissenschaftler.

Quelle: Adesuyan M et al. Neurology 2024; 102: e209131; DOI: 10.1212/WNL.0000000000209131