Essen gegen Diabetes: So lässt sich das Erkrankungsrisiko deutlich senken
Studien über den Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsinhaltsstoffen und einem Typ-2-Diabetes neigen zu einer typischen Schwäche: Um zu erfassen, was die Teilnehmer essen, sind Forscher auf deren Angaben angewiesen. Der Epidemiologe Dr. Ju-Sheng Zheng von der School of Clinical Medicine der Universität Cambridge und seine Kollegen haben nun versucht, es besser zu machen.
Anhand der Konzentrationen von Carotinoiden und Vitamin C im Blutplasma lasse sich der Konsum von Gemüse und Obst verlässlicher einschätzen als durch Fragebögen, so die Forscher. Entsprechend analysierten sie eben solche Daten von mehr als 23 000 Teilnehmern der EPIC-Studie, die im fast zehnjährigen Follow-up angefallen waren. Zu Beginn wiesen 9754 Personen erste Diabetesanzeichen auf.
Schon eine Portion mehr am Tag zahlt sich aus
Allgemein ging ein höherer Konsum der beiden Inhaltsstoffe mit einer um 25 % (Carotinoide) bzw. 18 % (Vitamin C) niedrigeren Erkrankungswahrscheinlichkeit einher. Rechnet man die statistischen Kennwerte in Portionsgrößen um, waren 66 g mehr Obst und Gemüse pro Tag mit einem 25 % geringeren Risiko verbunden. Dies galt sogar für Personen, die ohnehin schon viel „Grünzeug“ aßen, in der Studie 508 g/d. So würde die Diabetesinzidenz von aktuell 3,8 pro 1000 Personenjahre auf 2,85 sinken, wenn jeder aus der Allgemeinbevölkerung täglich eine Portion mehr isst.
Eine mögliche Erklärung für die Befunde liefern Professor Dr. Yang Hu von der Harvard TH Chan School of Public Health und Kollegen, wenn auch nur indirekt. Die positive Wirkung von Obst und Gemüse gehe nämlich ebenfalls auf den hohen Anteil an Ballaststoffen zurück. Für ihre Arbeit hatten die Forscher errechnet, welche ballaststoffreichen Lebensmittel sich im Hinblick auf das Diabetesrisiko besonders auszahlen.
Wer mit einer Portion Müsli in den Tag startet, senkt seine Erkrankungswahrscheinlichkeit theoretisch um 19 %. Zumindest im Vergleich zu Personen, die es nicht einmal auf eine Schale pro Monat bringen. Einmal dunkles Vollkornbrot schlägt sogar mit einem Minus von 21 % zu Buche. Von anderen ballaststoffreichen Produkten braucht man sogar noch weniger, um ähnliche Effekte zu erzielen. Isst man z.B. zweimal die Woche Haferflocken, liegt das assoziierte Diabetesrisiko 21 % niedriger als bei Personen, die das seltener als einmal im Monat tun. Äquivalent dazu war Vollkornreis mit einem 12 % geringeren Risiko verbunden, Kleie mit einem 15 % niedrigeren.
Als Quelle dienten Prof. Hu und seinen Kollegen Daten von fast 200 000 Frauen und Männern aus mehreren großen Kohortenstudien. Zusammengenommen wiesen diejenigen, die am ballaststoffreichsten aßen, eine um 29 % geringere Diabetesrate auf als die Teilnehmer, die die Faserstoffe fast nie auf ihrem Speiseplan hatten. Die Ballaststoffe sind allerdings nicht alles. Der häufige Konsum von Popcorn, das ebenfalls hohe Mengen an Ballaststoffen enthält, ging in der Untersuchung mit einer leicht höheren Erkrankungswahrscheinlichkeit einher.
Quellen:
Zheng JS et al. BMJ 2020; 370: m2194; DOI: 10.1136/bmj.m2194
Hu Y et al. A.a.O.: m2206; DOI: 10.1136/bmj.m2206