Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Essen sollte nicht Wurst sein
Du bist, was du isst. „Was“ umfasst hierbei in Bezug auf die Darmgesundheit allerdings nicht unbedingt das Lebensmittel selbst, sondern eher dessen Verarbeitungsstufe. „Ultra processed foods“, also stark verarbeitete Lebensmittel, können einer internationalen Studie zufolge die Entstehung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen fördern. Im Unterschied zu „processed foods“ enthalten sie auch künstliche Farb- und Aromastoffe oder andere chemische Zusätze. Beispiele sind Softdrinks, Fertiggerichte, Würste, industriell gefertigte Backwaren sowie viele Snacks und Süßigkeiten.
In einer prospektiven Kohorte haben Wissenschaftler um Neeraj Narula aus dem Department of Medicine der Division of Gastroenterology der McMaster University in Hamilton die Daten von 116.037 Erwachsenen aus 21 Ländern untersucht. Diese entstammten der PURE Study aus den Jahren 2003 bis 2016 und beinhalteten Informationen zu Gesundheitszustand und Ernährungsgewohnheiten der Teilnehmer. Die Erhebung erfolgte über standardisierte Fragebögen mit einer durchschnittlichen Follow-up-Zeit von 9,7 Jahren.
Fünf oder mehr Portionen pro Tag steigern Risiko um 80 %
Insgesamt entwickelten 0,4 % aller Befragten eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Bei 90 von ihnen wurde Morbus Crohn, bei 377 Colitis ulcerosa diagnostiziert. Die Bewohner Nord- und Südamerikas sowie Europas nahmen im Schnitt die meisten stark verarbeiteten Lebensmittel zu sich. Lag der Konsum bei fünf oder mehr Portionen* täglich, war das Krankheitsrisiko mehr als 80 % höher als das von Teilnehmern, die weniger als eine Portion am Tag aßen. Eine Assoziation zu einer spezifischen Krankheit konnte allerdings nicht hergestellt werden.
Die Hazard Ratio war für alle untersuchten Gruppen stark prozessierter Lebensmittel erhöht. Wurde beispielsweise täglich mindestens eine Portion verarbeitetes Fleisch gegessen, verdoppelte sich das Risiko für eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (im Vergleich zu < 1 Portion/d). Im Gegensatz dazu ging von naturbelassenem Fleisch keine erhöhte Gefahr aus. Auch andere Speisen wie Milchprodukte, Stärke, Früchte oder Gemüse steigerten das Risiko nicht.
* Die Portionsgrößen entsprechen dem Standard des United States Department of Agriculture (USDA)
Quelle: Narula N et al. BMJ 2021; 374: n1554; DOI: 10.1136/bmj.n1554