Todesröcheln Studie liefert die Evidenz für Anticholinergika
Anticholinergika (AC) werden oft verschrieben, um das „Todesröcheln“ von Menschen in ihren letzten Stunden zu reduzieren. Bislang fehlte hierfür jedoch die Evidenz. Das ändert sich durch eine Studie von Forschenden um Dr. Takashi Yamaguchi, Universitätsmedizin Kobe. Dafür rekrutierten sie 1.896 unheilbar kranke Krebspatient:innen ab 20 Jahren aus 23 Palliativzentren. Die Intensität des Röchels wurde mittels Back Score (BS 0–3) erfasst, der ab Grad 2 relevant ist. Das Team unterschied zwischen drei Typen:
- 1: Ansammlung von Speichel aufgrund fehlenden Schluckens (29,1 %)
- 2: Anreicherung von Lungensekret u.a. durch fehlendes Abhusten (24,5 %)
- 3: Mixform (46,4 %)
Der BS betrug bei 17,6 % der Betroffenen Grad 0–1, bei 57,2 % Grad 2 und bei 25,2 % Grad 3. Von den auswertbaren Personen wurden 196 mit substanzieller Rasselatmung analysiert. 81 von ihnen erhielten Anticholinergika.
Zusätzliches Absaugen des Sekrets nicht notwendig
Bei 56,8 % im Prüfarm und 35,4 % in der Kontrollgruppe ohne AC verbesserte sich das Röcheln innerhalb der nächsten acht Stunden. Dies wurde als das Erreichen eines BS ≤ 1 definiert. AC reduzierten das Symptom signifikant (adjusted OR 4,47; p = 0,00024). Der Vorteil war in der Subgruppenanalyse stark mit männlichem Geschlecht, Lungenkarzinomen und Röcheln des Typs 1 assoziiert (adjusted OR 5,81; 8,38 und 9,32).
46 der 81 Menschen unter AC waren vor Therapiestart abgesaugt worden. Ohne Entfernung des Sekrets konnte das Geräusch in den acht Stunden nach Beobachtungsbeginn bei 67,6 % der Erkrankten verbessert werden. In der Absaugungsgruppe hingegen bei 48,9 % (OR 0,53; p = 0,24).
Quelle:
Yamaguchi T et al. BMJ Support Palliat Care 2022; DOI: 10.1136/bmjspcare-2022-003823