Operieren auf der Überholspur Fast-Track-TAVI als neues Behandlungskonzept geht mit besseren Frühergebnissen einher

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Bei der Entwicklung orientierten sich die Ärztinnen und Ärzte an einem Modellkonzept aus Vancouver. Bei der Entwicklung orientierten sich die Ärztinnen und Ärzte an einem Modellkonzept aus Vancouver. © New Africa - stock.adobe.com

Eine Transkatheter-Aortenklappenimplantation wird zunehmend auch bei jüngeren und gesünderen Patientinnen und Patienten durchgeführt. In ausgewählten Fällen profitieren sie von einer beschleunigten perioperativen Behandlung, wie ein Projekt aus Hamburg-Harburg zeigt.

Ursprünglich war die Implantation einer Transkatheter-Aortenklappe (TAVI) nur bei fortgeschrittenem Lebensalter und/oder hohem Risikoprofil vorgesehen. Doch mittlerweile wird die Indikationsstellung zur interventionellen Behandlung einer Aortenklappenstenose liberaler gehandhabt, schreibt ein ein Team um Dr. Michal Szlapka von der Klinik für Herzchirurgie am Asklepios Klinikum Harburg. Das Alter der Betroffenen spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Da der bessere Allgemeinzustand der Patientinnen und Patienten eine weniger invasive perioperative Behandlung erlaubt, hat man in der Harburger Klinik in den letzten Jahren ein entsprechendes Therapiekonzept implementiert. Im Rahmen von Comfort-TAVI und Fast-Track-TAVI werden intensivmedizinische Maßnahmen reduziert und in vielen Fällen auf einen Aufenthalt auf der Intensiv- bzw. Intermediate-Care-Station (IMC) verzichtet. Bei der Entwicklung orientierten sich die Ärztinnen und Ärzte an einem Modellkonzept aus Vancouver.

Comfort-TAVI als erste Projektphase startete im Jahr 2022. Dabei entfällt die Anlage eines Urin- und zentralen Venenkatheters und es erfolgt eine Analgosedierung. Mit Ausnahme des Blutdruckmonitorings mittels eines Messkatheters findet von anästhesiologischer Seite keine zusätzliche invasive Maßnahme statt. Während der TAVI-Prozedur erhalten die Patientinnen und Patienten einen passageren Herzschrittmacher über die Vena femoralis, der bei unauffälligem Herzrhythmus am Ende des Eingriffs wieder entfernt wird. 

Eine obligatorische Echokardiografie dient dem Ausschluss eines Perikardergusses. Falls keine Komplikationen wie Perikardtamponade, hochgradige AV-Blockierung oder punktionsassoziierte Gefäßläsion aufgetreten sind, geht es für die Behandelten auf die IMC-Station.

Geeignete Personen für das Comfort-TAVI-Vorgehen werden im interdisziplinären Heart-Team individuell ausgewählt. Folgende Kriterien sprechen dafür:

  • Kommunikation mit dem Betroffenen und flaches Liegen möglich
  • sicherer transfemoraler Zugang möglich
  • linksventrikuläre Ejektionsfraktion von mehr als 30 %
  • Vorhandensein von Herzschrittmacher oder ICD

Zu den Ausschlussgründen zählen Pflegebedürftigkeit, komplexe Anatomie des Herzens, BMI > 35 kg/m2, pulmonale Hypertonie (sPAP) > 50 mmHg sowie verschiedenene EKG-Auffälligkeiten (z. B. Rechtsschenkelblock).

Die gleichen Auswahlkriterien gelten für das weiterentwickelte Konzept der Fast-Track-TAVI, welches seit Oktober 2023 im Harburger Klinikum verfolgt wird. Bei absoluter Komplikationsfreiheit dürfen Patientinnen und Patienten vom Aufwachraum direkt auf die Normalstation, wo ein postoperatives Monitoring über 48 Stunden erfolgt. Das pflegerische Personal wurde im Vorfeld geschult und für TAVI-assoziierte Probleme sensibilisiert. Dr. Szlapka und sein Team versprechen sich von dem Ansatz eine deutliche Entlastung der Stationen mit der Möglichkeit eines optimierten Bettenmanagements und einen deutlich kürzeren klinischen Aufenthalt.

Erste Outcome-Daten haben die Kolleginnen und Kollegen bereits. Von Oktober bis März 2024 erhielten 134 Personen eine TAVI, davon 43 nach dem Fast-Track-Konzept. Zwar gebe es einen gewissen Präselektionsbias, doch schon die erste Auswertung gematchter Patientenpaare zeige, dass die Eignung für die Fast-Track-TAVI sich in signifikant besseren Frühergebnissen widerspiegelt, schreibt das Autorenteam. Beispielsweise kam es seltener zu Perikardergüssen und vaskulären Komplikationen während oder nach dem Eingriff. Ob die guten Resultate in einem größeren Kollektiv reproduzierbar sind, wird sich durch den Einschluss weiterer Patientinnen und Patienten feststellen lassen.

Quelle: Szlapka M et al. Hamburger Ärzteblatt 2024; 78: 34-36