Schwangerschaftsdiabetes Folgeschäden mit gesundem Lebensstil verhindern

Autor: Maria Weiß

Ein Gestationsdiabetes ist scheinbar mit der Geburt erledigt. Doch er birgt langfristige Risiken. Ein Gestationsdiabetes ist scheinbar mit der Geburt erledigt. Doch er birgt langfristige Risiken. © iStock/Syda Productions

Die potenziellen Auswirkungen eines Gestationsdiabetes auf die Gesundheit der Frauen im späteren Leben lassen sich offenbar durch Lebensstilveränderungen reduzieren, nicht nur hinsichtlich Diabetes.

Frauen, die in der Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes entwickeln, brauchen im späteren Leben besondere medizinische Aufmerksamkeit. Neben dem Risiko für einen manifesten Typ-2-Diabetes haben sie wohl auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Erkrankungen als Vergleichspatientinnen.

Jiaxi Yang, Yong Loo Lin School of Medicine, National University of Singapore, und Kollegen haben untersucht, inwieweit sich das Diabetesrisiko durch Lebensstilveränderungen beeinflussen lässt. In die Analyse gingen die Daten von 4.257 Frauen mit Gestationsdiabetes ein, die im Mittel über 27,9 Jahre nachbeobachtet wurden. Während dieser Zeit wurden sie u.a. regelmäßig gefragt, ob sie fünf als gesundheitsfördernd geltende Kriterien erfüllten: Normalgewicht, hochwertige Ernährung, regelmäßiger Sport, mäßiger Alkoholkonsum, Rauchverzicht.

Im Lauf der Jahre entwickelten 924 Frauen einen Typ-2-Diabetes. Mit jedem voll zutreffenden Gesundheitsfaktor verringerte sich für sie die Gefahr. Wer alle fünf Punkte bejahte, konnte sein Risiko um nahezu 100 % reduzieren.

Lebensstiländerung zahlt sich auch bei Übergewicht aus

Auch für Frauen mit Übergewicht bzw. Adipositas oder genetischer Vorbelastung für einen Typ-2-Diabetes lohnte sich die Lebensstilmodikation: Frauen mit einem BMI ≥ 25 kg/m2, die außer dem Gewichtskriterium alle anderen erfüllten, hatten immer noch ein 60 % niedrigeres Diabetesrisiko, bei genetischer Disposition und vier erfüllten Kriterien war es um 89 % geringer.

Das Herz gerät in besonders große Gefahr

Den Zusammenhang zwischen Gestationsdiabetes und dem kardio- bzw. zerebrovaskulären Risiko untersuchten Wenhui Xie, University First Hospital in Peking, und Kollegen. In einer Metaanalyse von 15 Beobachtungsstudien mit insgesamt 513.324 Frauen konnten sie zeigen, dass diese Risiken bei Betroffenen insgesamt um 45 % höher liegen als bei Frauen ohne Gestationsdiabetes. Dies galt im Hinblick auf koronare Herzkrankheit (Relatives Risiko, RR, 1,40), Myokardinfarkt (RR 1,74), Herzinsuffizienz (RR 1,62), Angina pectoris (RR 2,27), kardiovaskuläre Prozeduren (1,87) und ischämische Schlaganfälle (RR 1,49). Das Risiko für venöse Thromboembolien war ebenfalls um 28 % höher. Es reduzierte sich, wenn die Forscher Frauen mit einem manifesten Typ-2-Diabetes von der Analyse ausnahmen – der Unterschied zur Kontrollgruppe blieb aber signifikant. Beide Studien machen deutlich, dass Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes auch in den Jahren danach aufmerksam betreut werden sollten und von Präventivmaßnahmen profitieren können.

Quellen:
1. Yang J et al. BMJ 2022; 378: e070312; DOI: 10.1136/bmj-2022-070312
2. Wenhui X et al. BMJ 2022; 378: e070244; DOI: 10.1136/bmj-2022-070244