Frühe Geburten und niedriges Gewicht nach Kinderwunschbehandlung

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die Schattenseiten des Kinderglücks: Reproduktionshilfen könnten Anlass für Frühgeburten sein. Die Schattenseiten des Kinderglücks: Reproduktionshilfen könnten Anlass für Frühgeburten sein. © iStock.com/Nevodka

Babys, bei deren Entstehung ein Reproduktionsmediziner mitgewirkt hat, starten schlechter ins Leben als Kinder, die auf natürlichem Weg gezeugt wurden. Grund für die perinatalen Komplikationen scheinen allerdings nicht die Behandlungsverfahren per se zu sein.

Noch immer ist nicht geklärt, warum nach Ovulationsinduktion, künstlicher Insemination, In-vitro-Fertilisation oder intrazytoplasmatischer Spermieninjektion die perinatalen Risiken zunehmen, berichtet Dr. Alice Goisis von der London School of Economics and Political Science. Um Licht in die Sache zu bringen, wertete sie mit anderen Forschern die Daten von mehr als 65 000 Kindern aus, die zwischen 1995 und 2000 in Finnland zur Welt gekommen waren. Bei 4 % der Geburten war der Schwangerschaft eine Kinderwunschbehandlung vorausgegangen. Diese Neugeborenen hatten im Vergleich zu naturgemäß gezeugten Kindern ein signifikant geringeres Geburtsgewicht und waren häufiger Frühgeborene.

Ferner analysierten die Wissenschaftler Daten von Familien, in denen sowohl natürlich gezeugte Kinder lebten als auch solche, bei deren Entstehung medizinisch nachgeholfen worden war. Im intrafamiliären Geschwistervergleich verloren die zuvor gefundenen neonatalen Nachteile ihre statistische Signifikanz: Die beiden Konzeptionsformen unterschieden sich weder bezüglich des späteren Geburtsgewichts der Kinder noch des Frühgeburtsrisikos.

Ursachen liegen wohl bei Eltern und in der Familie

Angesichts der steigenden Zahl von Fertilitätsbehandlungen sind die Studienergebnisse beruhigend, so die Forscher. Nicht die reproduktionsmedizinischen Technologien an sich, sondern andere Faktoren – möglicherweise die Gesundheit der Eltern, Subfertilität, psychischer Stress oder der genetische Hintergrund – scheinen für die perinatalen Nachteile zu prädisponieren.

Quelle: Goisis A et al. Lancet 2019; online first