
Trainieren für mehr Beinfreiheit Gefäßsport bei Schaufensterkrankheit nicht unterschätzen

Gefäßsport wird in sämtlichen Leitlinien als zentrale Therapie bei Claudicatio intermittens nachdrücklich empfohlen, erklärte Prof. Dr. Christine Espinola-Klein vom Zentrum für Kardiologie, Universitätsmedizin Mainz. Dabei gilt die 3x3x3-Regel: Das Training soll mindestens dreimal wöchentlich in Einheiten von 30–60 Minuten über mindestens drei Monate erfolgen. Erst danach kann man überprüfen, ob die Maßnahme erfolgreich war.
Ein strukturiertes Gehtraining unter qualifizierter Anleitung ist effektiver als ein unstrukturiertes. Allerdings mangelt es flächendeckend an Gefäßsportgruppen. Deshalb begrüßte es Prof. Espinola-Klein, dass die Leitlinien auch auf häusliches Training eingehen. Dieses sollte als Alternative angeboten werden, falls angeleiteter Sport nicht möglich ist. Zum Monitoren im häuslichen Bereich eignen sich z. B. Aktivitätssensoren oder Fitness-Apps.
Insgesamt geht der Gefäßsport mit zahlreichen positiven Effekten einher:
- Symptomlinderung
- Verlängerung der Gehstrecke und besserer funktioneller Status
- Stärkung des Krankheitsbewusstseins
- bessere Einstellung von kardiovaskulären Risikofaktoren (Hypertonie, Übergewicht etc.)
- Zunahme der Lebensqualität
Der Sport sollte idealerweise mit niedriger bis mittlerer Intensität erfolgen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Beim Gehtraining empfiehlt sich jedoch eine möglichst hohe Intensität, um die maximale Gehstrecke zu verlängern. Grundsätzlich sollte die Trainingsstärke an die individuelle Situation angepasst werden.
Zudem gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern, was das erforderliche Maß an Aktivität angeht. Das belegt eine große Studie, in der der Einfluss von Bewegung auf die Sterblichkeit untersucht wurde. Frauen mussten gegenüber Männern nur etwa die Hälfte an moderater bis intensiver körperlicher Aktivität absolvieren (140 min vs. 300 min pro Woche), um dieselbe Wirkung zu erzielen. Und ein wöchentliches Krafttraining führte bei Frauen zu einer Reduktion der Gesamtmortalität, die Männer erst mit dreimal wöchentlichen Übungen erreichten.
Therapieerfolg hängt vom Ort der Gefäßokklusion ab
Der Effekt eines Gehtrainings hängt von der Lokalisation der betroffenen Arterie ab. So ist eine arterielle Verschlusskrankheit im Beckenbereich schwieriger zu beeinflussen. Hingegen handelt es sich bei einer verkalkten A. femoralis superficialis ohne Beteiligung von A. femoralis communis und profunda um eine eher günstige Konstellation.
Quelle: 17. Interdisziplinäres Update Gefäßmedizin