Chemotherapie Geriatrisches Assessment verbessert Verträglichkeit
Inwiefern ein Geriatrisches Assessment (GA) die Verträglichkeit von Chemotherapien bei Älteren verbessern kann, prüften Forscher um Professor Dr. Daneng Li, City of Hope Comprehensive Cancer Center, Duarte. Sie schlossen 613 Patienten mit soliden Tumoren hierfür in eine Studie ein. 71,4 % von ihnen hatten Karzinome im Stadium IV. Die Teilnehmer waren zwischen 65 und 91 Jahre alt. Bei allen war eine Chemotherapie geplant. Vorher wurden ein Basis-GA sowie ein Fulmer Spices Assessment – ein Tool, das u.a. Schlafqualität und Sturzneigung erfasst – durchgeführt.
Die Ergebnisse wurden in der Interventionsgruppe von einem interdisziplinären Team mit geriatrischer Expertise ausgewertet. Anschließend sprachen sie individuelle Empfehlungen aus, welche supportiven Interventionen im Einzelfall sinnvoll wären. Dabei kam eine Vielzahl an Maßnahmen zum Einsatz wie Ernährungsberatung, gezieltes Training beeinträchtigter Funktionen sowie spezielle Unterstützung im Alltagsleben. In der Kontrollgruppe wurden die behandelnden Ärzte dagegen nicht unterstützt.
Primärer Studienendpunkt waren schwere toxische Nebenwirkungen von mind. Grad 3 durch die Chemotherapie. Deren Inzidenz lag im Prüfarm bei 50,5 % im Vergleich zu 60,6 % im Kontrollarm. Sowohl höhergradige hämatologische Nebenwirkungen mit 11,2 % vs. 19,2 % als auch nicht-hämatologische Toxizitäten mit 18,4 % vs. 26,6 % traten in der Prüfgruppe seltener auf.
Die GA-basierten supportiven Maßnahmen ermöglichen eine bessere Verträglichkeit bei gleicher Intensität der Chemotherapie, so die Autoren. Mit Blick auf die Dosierungen ähnelten sich beide Gruppen. Dasselbe gelte für die Überlebensraten nach 6 und 12 Monaten – auch dies sei ein Indiz dafür, dass die bessere Verträglichkeit nicht mit einem Verlust an Wirksamkeit „erkauft“ wurde.
Quelle: Li D et al. JAMA Oncol 2021; 7: e214158; DOI: 10.1001/jamaoncol.2021.4158