Gewinner des 1A-Awards 2018: Gesundheitskiosk ab in die Zukunft
Mouna Jenayah gehört trotz ihrer jungen 33 Jahre zum Urgestein des Gesundheitskiosks im Hamburger Stadtteil Billstedt. Ihre Frauenärztin überwies sie im Januar 2018 in die Einrichtung, weil sie aufgrund ihres Übergewichtes mehrere Fehlgeburten hatte. Die Teilnahme an einem Abnehmkurs sowie mehrere Einzelberatungen durch eine akademisch fortgebildete Hebamme führten zu einer deutlichen Gewichtsreduzierung – kürzlich kam die tunesischstämmige Frau in den Gesundheitskiosk, um unter Freudentränen von ihrer nun schon sechs Monate dauernden Schwangerschaft zu erzählen.
Es sind diese Geschichten, die so viel über die Fortentwicklung des Gesundheitskiosks und der Gesundheit für Billstedt/Horn UG erzählen. Die Stärkung der Eigenverantwortung von Patienten durch eine qualifizierte Beratung zum Beispiel. Oder die Kursangebote, die mittlerweile die Zahl 50 übersteigen. Die Vernetzung des Gesundheitskiosks mit rund 100 qualifizierten Betreuungs- und Beratungsstellen im Stadtteil.
Seit der Gründung wurden mehr als 5200 Beratungen im Gesundheitskiosk durchgeführt, Stand Ende Mai 2019. Über 1500 davon mit mehr als einer Beratungsstunde.
Zusammenarbeit hat Fahrt aufgenommen
Dabei handelt es sich längst nicht mehr nur um die „üblichen“ Beratungen zu Ernährung oder Gewichtsabnahme. Anfang 2019 nahmen zwei Onkolotsinnen sowie zwei Beraterinnen für psychosoziale Fragen ihre Arbeit auf. Eine von ihnen mit einem speziellen muttersprachlichen Beratungsangebot für iranische und afghanische Frauen. Ohnehin zeigt sich die Vernetzung mit relevanten Einrichtungen deutlich weiter fortgeschritten als noch vor sechs Monaten.
„Kooperation, Kommunikation und Koordination der ansonsten sehr isoliert organisierten Abläufe stellen das A und O für eine bessere Gesundheitsversorgung dar“, sagt Alexander Fischer, Geschäftsführer der Gesundheit für Billstedt/Horn UG. Nicht mehr nebeneinander, sondern miteinander Abläufe koordinieren, einen gemeinsamen Informationsstand über die Patienten organisieren – dieses Ziel verfolgt das Netzwerk mit Nachdruck.
Jüngstes Beispiel: Die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages mit dem Hamburger Marienkrankenhaus. Eine eigens dafür abgestellte Fachkraft steuert die zur Entlassung anstehenden Patienten aus Billstedt und Horn gezielt in den Gesundheitskiosk. Versorgungsbedarf wie bei chronischen Erkrankungen oder das Fehlen pflegender Angehöriger würden damit frühzeitig erkannt und in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitskiosk gelöst.
„Auch Patienten, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, profitieren davon“, sagt Fischer. Sie würden in die gesundheitsfördernden Beratungskursangebote überführt, die in sieben verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen. Damit werde auch sichergestellt, dass Patienten die ihrer Erkrankung entsprechenden relevanten Informationen bekommen und eine adäquate Versorgung erhalten.
Mehr Fortbildung für Fachkräfte
Neben mittlerweile 46 Veranstaltungen speziell für Ärzte gewinnt die Schulung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) immer mehr an Gewicht – bis hin zum Thema Kommunikationsschulung zum Patientendialog. Mouna Jenayah hat ihre positiven Erfahrungen mit dem Gesundheitskiosk in eigenes Handeln übersetzt. Sie ist inzwischen Sprecherin des Anfang des Jahres neu gegründeten Patientenbeirates.
1A-Award
Medical-Tribune-Kooperation – 1 A Pharma