Harmlose Analknubbel: Sogar aus dem After spritzendes Blut ist meist kein Grund zur Sorge
Marisken
Bei den Marisken springt der Unterschied sofort ins Auge: Hämorrhoiden sind gut durchblutete, rötliche oder livide Strukturen, die im Analkanal entspringen, zumindest temporär prolabieren und sich meist gut reponieren lassen. Marisken dagegen sind Anhängsel der perianalen Haut, die sich bei der digitalen Palpation weder in den Analkanal zurückdrängen lassen noch beim Pressen mit Blut füllen.
Sie können solitär, vereinzelt oder als Mariskenkranz auftreten und bilden sich möglicherweise auf dem Boden von Perianalvenenthrombosen, so Dr. Jürgen Feisthammel und Professor Dr. Joachim Mössner vom Universitätsklinikum Leipzig. Eine Biopsie wird nur bei Größenzunahme oder verdächtiger z.B. erodierter Oberfläche der Mariske empfohlen. Eine Resektion sollte nur auf dringenden Patientenwunsch oder bei Problemen mit der Analhygiene erfolgen (cave: Narbenbildung).
Hämorrhoiden
Einen Krankheitswert entwickeln die vergrößerten Gefäßpolster des Corpus carvernosum recti erst, wenn Patienten über Beschwerden klagen. Blutungen machen sich vor allem durch frische hämorrhagische Flecken am Toilettenpapier bemerkbar. Tropfende oder spritzende Blutungen nach der Defäkation können den Patienten erheblich beunruhigen, verursachen aber nur selten relevante Hämoglobinverluste. Der ebenfalls häufig berichtete Juckreiz kann unabhängig von der Defäkation auftreten. Dabei kommt es aufgrund einer gestörten Feinkontinenz zum Austritt von fäkulentem Schleim, der die perianale Haut reizt. Schmerzen treten erst bei fortgeschrittenen, meist viertgradigen Hämorrhoiden auf (s. Kasten).
Hämorrhoiden in vier Graden
- Grad I: Hämorrhoiden sind nur proktoskopisch sichtbar, sie prolabieren nicht nach außen.
- Grad II: Prolabierende Hämorrhoiden, die sich spontan reponieren.
- Grad III: Hämorrhoidalknoten müssen manuell reponiert werden.
- Grad IV: Nach außen fixierter Prolaps ausgelöst z.B. durch Gewebsfibrose oder Narbenbildung, akut kann sich eine ödematöse Schwellung bilden.
Analvenenthrombose
Ebenfalls Anlass zur Verwechslung mit Hämorrhoiden bildet die akute Analvenenthrombose. Betroffene Patienten berichten typischerweise über ein neu aufgetretenes Knötchen am Anus, das häufig mit starken Schmerzen verbunden ist. Im Gegensatz zur Analfissur treten diese unabhängig vom Stuhlgang auf. Der Thrombusknoten bildet sich spontan zurück und verheilt innerhalb von Wochen ohne Residuum – was man dem Patienten auch mitteilen sollte. In der Akutsituation kann eine Inzision des Thrombusknotens die Schmerzen lindern, wegen der Blutungsgefahr raten die Autoren jedoch, die Indikation hierfür streng zu stellen. Konservativ behandelte Patienten sollten ein Schmerzmittel erhalten, lokalanästhetische Salben und Zäpfchen wirken oft nur unzureichend. Bei größeren Knoten kann es zu einer spontanen Perforation kommen, die sich z.B. durch dunkles krümeliges Material in der Unterwäsche bemerkbar macht. Die Perforation führt üblicherweise zu einer deutlichen Besserung der Schmerzen und erfordert keine besondere Therapie.Quelle: Feisthammel J, Mössner J. Internist 2017; 58: 1053-1064