Herzkranker, 50, männlich, sucht tödliche Anaphylaxie
Während die Inzidenz tödlicher Anaphylaxien auf Insektengift und Nahrungsmittel stabil niedrig ist, scheint sich ein entsprechender Verlauf bei Reaktionen auf Medikamente eher zu häufen. Letztere gelten auch als häufigster Auslöser eines letalen Verlaufs, schreiben Dr. Paul J. Turner vom Imperial College in London und Kollegen. Zu den Trigger-Substanzen zählen vorwiegend Betalaktamantibiotika, Muskelrelaxanzien (in der Anästhesie) und Röntgenkontrastmittel. Das höchste Risiko für eine letale Arzneimittelreaktion tragen herzkranke Personen über 50 Jahre. Oft liegt ein Behandlungsfehler zugrunde (z.B. Gabe trotz bekannter Allergie).
Patienten, die Gefahr laufen, eine tödliche Anaphylaxie auf Lebensmittel zu entwickeln, lassen sich derzeit nicht verlässlich identifizieren, so die Autoren. Betroffene sind meist zwischen 10 und 30 Jahre alt, haben multiple Nahrungsmittelallergien oder ein Asthma als Komorbiditäten. Unter den Auslösern dominieren Nüsse, Meeresfrüchte und bei Kindern zusätzlich Milch. Die Risikofaktoren, die sich am leichtesten ändern lassen, sind die verspätete Adrenalingabe und die aufrechte Lagerung. Beides führt signifikant häufiger zu letalen Verläufen.
Die richtige Lagerung scheint auch bei anaphylaktischen Reaktionen auf Insektengift ein Problem zu sein. Mittleres Lebensalter, männliches Geschlecht, kardiovaskuläre Erkrankungen und Mastozytose sind weitere Parameter, die für einen letalen Verlauf prädisponieren. Wer auf Zeckenstiche allergisch reagiert, sollte das Tier auf der Haut nicht zerquetschen – auch das fördert die Anaphylaxie. Insgesamt treten tödliche Reaktionen auf Zecken- und Insektenstiche aber selten auf. Die Autoren beziffern die Inzidenz auf 3–6 Fälle pro eine Million Patientenjahre.
Quelle: Turner PJ et al. J Allergy Clin Immunol Pract 2017; 5: 1169-1178