
Weniger Gläschen in Ehren Hilft die Abnehmspritze auch gegen pathologischen Alkoholkonsum?

Ursprünglich zur Behandlung eines Diabetes mellitus entwickelt, entpuppten sich GLP1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid bald auch als medikamentöse Option für eine deutliche und anhaltende Gewichtsabnahme. Nun berichtet ein Team um Dr. Markku Lähteenvuo von der University of Eastern Finland in Kuopio, dass Semaglutid und in geringerem Maße auch Liraglutid bei Alkoholabhängigen stationäre Aufenthalte wegen übermäßigen Konsums seltener machen. Und das scheint auch für andere Substanzabhängigkeiten zu gelten.
Für ihre Analysen werteten die Forschenden zunächst verschiedene schwedische Register aus. Im Zeitraum 2006 bis 2023 identifizierten sie insgesamt mehr als 227.000 Kranke mit der Diagnose einer Alkoholabhängigkeit. Während einer Nachbeobachtungszeit von fast neun Jahren musste mehr als die Hälfte von ihnen aufgrund der Sucht mindestens einmal in eine Klinik eingewiesen werden. Unabhängig von der abhängig machenden Substanz kamen die Forschenden auf mehr als 138.000 Personen.
Semaglutid senkte die Einweisungen um ein Drittel
Das Team fand heraus, dass von allen GLP1-Analoga Semaglutid die Zahl derartiger Einweisungen am deutlichsten reduzierte, nämlich um gut ein Drittel. Die um Störfaktoren bereinigte Hazard Ratio (aHR) lag bei 0,64 im Vergleich zu den Zeiten, in denen das Medikament nicht zum Einsatz kam. In einer ähnlichen Größenordnung sanken unter Semaglutid auch die Hospitalisierungen aufgrund jeglicher stofflichen Sucht (aHR 0,68). Liraglutid schnitt am zweitbesten ab. Es führte zu einer Reduktion der alkoholismusbedingten Krankenhausaufnahmen um gut ein Viertel, für alle anderen Abhängigkeiten zusammen war der Wert etwas geringer (aHR 0,72 bzw. aHR 0,78).
Die beiden Inkretinmimetika senkten die Zahl der stationären Aufenthalte effektiver als Medikamente, die explizit für die Behandlung einer Alkoholkrankheit entwickelt worden sind (aHR 0,98), darunter Disulfiram, Acamprosat, Naltrexon. Das gilt zumindest in der Gesamtschau, einzeln betrachtet konnte Naltrexon das Risiko um 14 % senken.
Darüber hinaus reduzierten Semaglutid und Liraglutid auch stationäre Aufenthalte wegen suchtbedingter somatischer Erkrankungen um etwa ein Fünftel (aHR 0,78 bzw. aHR 0,79). Auf Suizidversuche wirkten die beiden Substanzen sich nicht aus. Herkömmliche Medikamente gegen Alkoholabhängigkeit verringerten stationäre Aufenthalte wegen somatischer Erkrankungen in geringerem Maß (aHR 0,85), das Risiko für versuchten Suizid war darunter sogar erhöht (aHR 1,15).
Quelle: Lähteenvuo M et al. JAMA Psychiatry 2024; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2024.3599