Chronische Alkoholhepatitis  Alkoholkonsum stoppen – nur wie?

Autor: Kathrin Strobel

Um den Alkoholkonsum in der Bevölkerung zu senken, könnte es sinnvoll sein, den Verkauf stärker zu regulieren sowie mehr Aufklärungsarbeit unter Jugendlichen zu leisten. Um den Alkoholkonsum in der Bevölkerung zu senken, könnte es sinnvoll sein, den Verkauf stärker zu regulieren sowie mehr Aufklärungsarbeit unter Jugendlichen zu leisten. © Pormezz – stock.adobe.com

In der EU leiden ca. 30 Millionen Menschen an einer chronischen Lebererkrankung. Eine der wichtigsten Ursachen für die Entstehung ist der Alkoholkonsum. Wie lassen sich die Zahlen senken?

Ein englisches Sprichwort besagt, dass man denjenigen als Alkoholiker bezeichnet, der mehr trinkt als sein Arzt. Und da scheint durchaus etwas dran zu sein, bestätigte Prof. Dr. Christoph Sarrazin, St. Josefs-Hospital Wiesbaden – zumindest laut den Ergebnissen eines systematischen Reviews mit einer Metaanalyse von zehn Studien zu dem Thema. Die darin eingeschlossenen Ärztinnen und Ärzte mit erhöhtem Alkoholkonsum

  • führten seltener ein Screening auf ungesunden Alkoholkonsum bei ihren Patienten durch,
  • boten ihren Patienten weniger häufig eine entsprechende Beratung an und
  • sprachen seltener die Empfehlung zum Entzug aus.

Dabei ist insbesondere für Patienten mit Leberzirrhose die Abstinenz essenziell. In einer Studie an 650 Patienten mit kompensierter alkoholassoziierter Zirrhose hat man über median 46 Monate untersucht, welchen Einfluss ein erneuter Alkoholkonsum auf die Mortalität hat. Dabei zeigte sich bereits ab einem Glas pro Woche ein Trend für einen negativen Effekt. Bei Patienten mit Zirrhose schadet also jedes Glas, betonte Prof. Sarrazin. Eine vollständige Abstinenz verbesserte in dieser Studie die Prognose dagegen auch in fortgeschrittenen Stadien. 

Eine Möglichkeit, den Alkoholkonsum auf Bevölkerungsebene zu reduzieren, ist, den Verkauf von Alkoholika stärker zu regulieren. Dies kann beispielsweise über einen Minimalpreis oder ein Anheben der Steuern erfolgen. In Schottland wurde im Jahr 2018 ein Mindestpreis pro Einheit Alkohol eingeführt, durch den sich die entsprechenden Getränke merklich verteuerten. Die Maßnahme führte dort zu einer deutlichen Reduktion des Alkoholkonsums insbesondere bei den sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Die Zahl der alkoholassoziierten Todesfälle ging um 13,4 % zurück. „In Bevölkerungsgruppen mit einem höheren Einkommen war interessanterweise weder ein Effekt auf den Alkoholeinkauf noch auf Folgeerkrankungen nachweisbar“, so Prof. Sarrazin. 

In einer weiteren Publikation hat man für drei weitere europäische Länder simuliert, wie sich das Einführen eines Mindestpreises für Alkohol, Steuern für Alkoholika sowie Steuern und Verkaufsbeschränkungen für zuckerhaltige Nahrungsmittel auf die kumulierten Inzidenzraten für Leberkarzinome und die chronische Lebererkrankung im Jahr 2030 auswirken würde. In Frankreich ließen sich mit diesen Maßnahmen die Zahlen um 5,8 % und 7,1 % senken, in den Niederlanden um 4,8 % und 7,1 % und in Rumänien um 5,1 % und 7,3 %. Diese Reduktionsraten sind niedriger, als man es sich wünschen würde, bedauerte der Referent. Vermutlich liege das daran, dass sich mit solchen Maßnahmen vor allem einkommensschwache Bevölkerungsgruppen erreichen lassen. Mit Alkohol und Adipositas assoziierte Gesundheitsprobleme gebe es aber auch in anderen Bevölkerungsteilen. Nach Ansicht des Kollegen bräuchte es noch mehr Aufklärungsarbeit, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, um den Konsum weiter zu senken. Immerhin sei er in Deutschland in den letzten 30 Jahren stetig zurückgegangen.

Quelle: 13. Hepatologie-Update-Seminar

aktualisiert am 28.05.2024 um 09.09 Uhr