Alkoholkonsum bei Jugendlichen Na dann prost!
Während Präventionsmaßnahmen gegen andere Drogen gefordert und gefördert werden, herrscht in Sachen Alkoholkonsum mit Blick auf Kinder und Jugendliche eher eine Laissez-faire-Haltung vor. Dieser Ansicht sind Prof. Dr. Reiner Hanewinkel und Dr. Julia Hansen vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel.
Für ihre Arbeit zum Alkoholkonsum in der frühen Adoleszenz griffen sie auf die Ergebnisse des sogenannten Präventionsradars zurück, einer schulbasierten epidemiologischen Studie. Sie analysierten die Daten von 2016 bis 2023 mit Blick auf das Rauschtrinken von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren, definiert als vier alkoholische Getränke bei Mädchen und fünf bei Jungen. Zur Auswertung kamen 44.000 Fragebögen.
Vier bis fünf Drinks – bei nur einer Gelegenheit
Jeder vierte Schüler berichtete in der letzten der sieben Erhebungswellen, schon mindestens einmal vier bzw. fünf Drinks bei einer einzigen Gelegenheit getrunken zu haben. Bis auf einen leichten Rückgang während des ersten Pandemiejahres veränderte sich das Trinkverhalten innerhalb der Altersgruppe kaum, schreiben die Autoren. Im Untersuchungszeitraum stieg die Lebenszeitprävalenz des übermäßigen Trinkens demnach bei den Jungen und Mädchen um 3,6 Prozentpunkte auf 25,3 %.
Im internationalen Vergleich sind politische Maßnahmen, die alkoholbedingte Krankheiten verhindern könnten, bei uns eher Fehlanzeige, kritisieren die Autoren. Die Steuern auf Alkohol sind niedrig, die Getränke für Jugendliche leicht verfügbar. Aus ihrer Sicht ist das ein bedeutendes Public-Health-Problem, zumal Alkoholkonsum vor dem 16. Geburtstag in der Öffentlichkeit gesetzlich reglementiert ist.
Quelle: Hanewinkel R, Hansen J. Bundesgesundheitsblatt 2024; 67: 439-445; DOI: 10.1007/s00103-024-03861-1