HIV Vom Patienten beeinflussbare Lebensstilfaktoren wie Rauchen und Alkohol tragen deutlich zur Mortalität bei
Anhand der Daten von 2017 bis 2020 wurde in einer Studie zunächst untersucht, welche präventiven Ansatzpunkte sich für dieses Vorhaben eignen könnten. Dazu werteten das Team um Dr. Fern Pattinson von der Brighton and Sussex Medical School 75 Todesfälle bei HIV-positiven Personen aus.
Fünf Fälle zeigten einen direkten HIV- bzw. AIDS-Bezug und wären potenziell vermeidbar gewesen. Beim ersten handelte es sich um einen Patienten mit progressiver multifokaler Leukoenzephalopathie und schlechter Adhärenz zur antiretroviralen Therapie (ART). Der Zweite wies schon bei der Diagnose ein fortgeschrittenes HIV-Stadium auf und starb 24 h später trotz sofortiger Behandlung an einer Infektion mit Pneumocystis carinii. Die Todesursache im dritten und vierten Fall waren HIV-assoziierte Lymphome – trotz guter ART-Adhärenz – und der Fünfte hatte die ART abgelehnt und überlebte eine Pneumonie nicht.
Interessant waren insbesondere die 23 Todesfälle, die man als nicht direkt HIV-bedingt und potenziell vermeidbar klassifizierte. Davon ließen sich 20 auf ungünstige Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkohol oder Drogen zurückführen. Zwei Patienten begingen Suizid und einer starb an einer Hepatitis-C-bedingten Leberzirrhose.
Zwar sorgten auch kardiovaskuläre Erkrankungen für acht Todesfälle, diese wurden aber nicht als potenziell vermeidbar gesehen. Ihr Vorkommen war nicht häufiger als in der lokalen Normalbevölkerung.
Dass innerhalb von vier Jahren nur fünf Patienten direkt an einer AIDS- bzw. HIV-bedingten Ursache starben, sei ermutigend, schreiben die Autoren. Denn es bedeutet für sie, dass man mehr Todesfälle verhindern könnte, wenn bei den Routineuntersuchungen dieser Patienten beeinflussbaren Lebensstilfaktoren mehr Beachtung geschenkt würde und auch diese Patienten ganzheitlicher behandelt würden.
Quelle: Pattinson FR et al. Sex Transm Infect 2023; DOI: 10.1136/sextrans-2022-055694