Hinter anhaltendem Husten kann auch HIV stecken
„Denken Sie in der Anamnese an sexuell übertragbare Krankheiten“, appellierte der Kollege immer wieder an seine Zuhörer. Dr. Armin Wunder, Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsklinik Frankfurt am Main, mahnte mehrfach, beim sprichwörtlichen Hufgetrappel öfter ans Zebra zu denken – und nicht nur an Pferde. Hinter Beschwerden wie
- rezidivierenden Pneumonien,
- persistierender Diarrhö,
- Abgeschlagenheit,
- unklaren Effloreszenzen,
- Pyelonephritis oder
- rezidivierenden Sinusitiden
steckt eben manchmal eine HIV-Infektion. Wer in der Diagnostik nicht weiterkommt oder mit der Behandlung ins Leere läuft, sollte die Immunschwäche im Hinterkopf haben. Auch wenn Symptome und Patientencharakteristik zunächst auf etwas anderes deuten.
Weniger Homosexuelle positiv, dafür mehr Heterosexuelle
Wie wichtig das Thema in der Praxis ist, verdeutlichte Dr. Wunder mit aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts. 2017 lebten hierzulande schätzungsweise 86 100 Menschen mit dem HI-Virus. 11 400 davon – also fast jeder Siebte – ohne dies zu wissen. Hinzu kommt, dass knapp die Hälfte der jährlich etwa 2700 Neudiagnostizierten sogenannte „Late Presenter“ sind, deren Immunsystem zum Zeitpunkt der Diagnose bereits stark geschädigt ist. Für sie erhöht sich besonders die Gefahr für opportunistische Infektionen.
Verbreitet sei zudem der „Tunnelblick“ auf Hochrisikogruppen. Zwar stellen Männer, die Sex mit Männern haben, noch immer den Mammutanteil unter den Virusträgern dar. Allerdings ging die Zahl der Neuinfektionen in dieser Gruppe von rund 2300 in 2012/2013 auf etwa 1700 in 2017 zurück. Zugleich stiegen sie bei heterosexuellen Männern und Frauen, die i.v. Drogen nehmen.
Wann lohnt der HIV-Test? | ||
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Sexuelle Praktik | HIV-Übertragungsrisiko | Risiko ausgehend von |
gegenseitige Masturbation | keines | - |
SM (kein Blut) | keines | - |
Urin und Kot (kein Blut) | keines | - |
Oralverkehr | gering | Sperma → Mundschleimhaut (Übertragungsrisiko nicht berechenbar) |
geschützter Analverkehr | sehr gering | Anwendungsfehler bei Kondombenutzung |
ungeschützter Analverkehr (Partner unter Therapie) | sehr gering | ggf. inadhärentes Verhalten, Syphilis-Koinfektion |
ungeschützter Analverkehr (Partner nicht unter Therapie) | hoch | Blut, Schleimhaut, Sperma |
ungeschützter Vaginalverkehr (Partner nicht unter Therapie) | hoch | Blut, Schleimhaut, Sperma |
Selbsttests können für schnellere Therapie sorgen
Bei bestimmten Patientengruppen bieten sich regelmäßige Untersuchungen jedoch an. Dazu zählen:- homosexuelle Männer (1 x pro Jahr),
- Personen, die mehr als zehn Sexualpartner pro Jahr haben,
- Frauen in der Schwangerschaft,
- Drogenkonsumenten.
Quelle: 43. practica