Hobbyaquarianer fängt sich die „Fischtuberkulose“ ein
Mycobacterium aubagnense ist ein bisher wenig bekannter Erreger aus der Familie der Mykobakterien, berichten Dr. Maria Franziska Ostermann, Oberstabsärztin am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, und Kollegen. Erst 2006 entdeckten britische Wissenschaftler das Bakterium mittels Gensequenzierung. Feldforschungen in Indien ergaben, dass Aquarien- und Teichwasserfische ein mögliches Erregerreservoir darstellen. Auch in Deutschland sind Erkrankungen möglich: Wer tropische Fische hält, kann sich mit dem Erreger infizieren.
Systemische Antibiose brachte keinen Erfolg
Die Autoren berichten von einem 27-jährigen Aquarienbesitzer, der sich mit einer Fingerschnittwunde, die trotz systemischer Antibiotikatherapie und wiederholtem Wunddébridement nicht abheilte, in der Abteilung für Dermatologie und Venerologie des Bundeswehrkrankenhauses vorstellte. Zusätzlich fanden die Ärzte am Arm des Patienten eine Reihe schmerzhafter, livid-erythematöser subkutaner, derber, nicht verschiebbarer Knoten im Sinne einer sporotrichoiden Erregeraussaat.
Mittels PCR-Diagnostik wurde Mycobacterium aubagnense nachgewiesen. Eine kulturelle Erregeranzucht gelang trotz mehrwöchiger Bebrütung nicht. Unter zunächst intravenöser, dann oraler Antibiose mit Rifampicin und Clarithromycin sowie chirurgischer und desinfizierender lokaler Wundtherapie heilten die Hautmanifestationen ab. Die antibiotische Kombinationstherapie wurde nach fünf Monaten beendet.
Mycobacterium aubagnense gibt noch viele Rätsel auf, schließen die Kollegen. Unter anderem ist unklar, welches Spektrum von Hautmanifestationen der Keim hervorrufen kann und mit welchen Antibiotikaresistenzen gerechnet werden muss. Bereits 2012 hatten deutsche Wissenschaftler von einem Mädchen mit einer isolierten, wachstumsprogredienten, juckenden, plaqueförmigen Hautveränderung am Knie berichtet. Diese Infektion hatte keine sporotrichoide Aussaat gezeigt und nicht auf Tetrazykline angesprochen.
Quelle Text und Abb.: Ostermann MF. Wehrmedizinische Monatsschrift 2018; 62: 395-396 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn