Intensives Training mit Stimulator gibt Querschnittgelähmten Hoffnung
Dr. Claudia A. Angeli vom Frazier Rehabilitation Institute in Louisville und Kollegen konnten bereits zeigen, dass epidurale Stimulation, gepaart mit intensiver Rehabilitation willkürliche Bewegungen möglich machen kann. Nun untersuchten sie das Verfahren an vier Patienten mit kompletter motorischer Lähmung nach Rückenmarksverletzung. Die Verletzungen lagen 2,5–3,3 Jahre zurück, ein mehrwöchiges lokomotorisches Training zu Beginn der Studie blieb ohne Erfolg. Daraufhin wurde ihnen der epidurale Stimulator implantiert.
Etwa 20 Tage nach der OP begannen die Patienten langsam mit dem Reha-Training bei gleichzeitiger individuell abgestimmter Rückenmarkstimulation. Je nach Fortschritt wurde das Training intensiviert. Zwei Studienteilnehmer mit Th4-Verletzung ohne Wahrnehmung sensibler Reize konnten durch die Therapie wieder stehen und selbstständig sitzen. Einer davon erzielte zusätzlich leichte Fortschritte auf dem Laufband.
Nach eineinhalb Jahren 90 Meter am Stück gelaufen
Für die zwei Teilnehmer (C5 und Th1-Läsionen), die einen Teil der sensorischen Funktion behalten hatten, ging der Traum noch ein Stück weiter: Dank des Stimulators und vieler Ausdauer schafften sie es, über den Boden eigenständig zu gehen.
Der 32-jährige Patient mit C5-Läsion brauchte für dieses Ergebnis 278 Sitzungen über insgesamt 85 Wochen. Er konnte danach 90 m am Stück laufen, musste sich allerdings für die Balance entweder auf beiden Seiten an Stangen festhalten oder an der Hand geführt werden. Außerdem war er in der Lage, unter der Stimulation mit Rollator zu stehen und 5 min eigenständig zu sitzen.
Bei der 22-jährigen Th1-Patientin ging es schneller: Sie lief bereits nach 15 Wochen (81 Sitzungen) mithilfe eines Rollators, nach 147 Sitzungen sogar ohne Unterstützung der Trainer. Außerdem war es ihr möglich, für etwa 50 min selbstständig zu stehen, wobei sie sich nur an einem elastischen Band festhielt. Ohne diese Stabilisierung klappte es für etwa 7–10 Sekunden. Bei allen Patienten waren die erforderlichen Muskelkontraktionen nicht allein durch die Stimulation bedingt – sie erforderten die willentliche Intention zur Bewegung.
Quelle: Angeli CA et al. N Engl J Med 2018; 379: 1244-1250