Jeder dritte Erwachsene mit Wirbelsäulendeformität ist psychisch krank
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Wirbelsäulendeformitäten im Erwachsenenalter umfassen eine heterogene Gruppe von Anomalien der lumbalen und throrakolumbalen Wirbelsäule (s. Kasten). Ein bis zwei Drittel der über 65-Jährigen haben einen „krummen Rücken“. Hauptvertreter sind iatrogene Flachrücken-Deformität und degenerative Skoliose, erklären Dr. Bassel G. Diebo vom Downstate Medical Center in New York und Kollegen.
Was im Alter schiefgehen kann
- De-novo-Skoliose (vor allem lumbal, betrifft 6 % der über 50-Jährigen)
- fortschreitende adoleszente idiopathische Skoliose
- degenerative Hyperkyphose (bei 20–40 % der Älteren)
- iatrogene sagittale Deformität (v.a. nach Skoliose-OP)
- fokale Deformität aufgrund von Bandscheibendegeneration
- posttraumatische Deformität
Betroffene klagen über leichte bis starke Schmerzen, eingeschränkte Aktivität, Fatigue sowie neurologische Beschwerden. Aber auch die psychische Belastung, die mit einer verkrümmten Wirbelsäule einhergeht, ist nicht zu unterschätzen. In einer Studie mit Patienten, die sich einer Spondylodese unterzogen, litten 37,5 % unter mindestens einer psychischen Begleiterkrankung: 16 % hatten eine Depression, 7 % eine Schlafstörung und ebenso viele eine Angststörung.
Sowohl in der Frontal- als auch in der Sagittalebene röntgen
Bei der körperlichen Untersuchung erfordern Gang und Körperhaltung besonderes Augenmerk. Wichtige Hinweise liefern:- Haltung im Stehen
- Neigung des Stamms
- Beugung des Körpers
- Hyper- vs. Hypokyphose
- Asymmetrien der Schultern gegenüber der Hüfte
- Hüftextension vs. Hüftbeugekontraktur
- Kniebeugung
- Dorsalextension des Sprunggelenks im Stehen
Konservative Maßnahmen eher bei leichten Deformitäten
Bei chronischen Erkrankungen der Wirbelsäule können kognitive Verhaltenstherapie, Biofeedback und Akupunktur erwogen werden. Medikamentös kommen NSAR, Antidepressiva und Antikonvulsiva infrage. Der längerfristigen Analgesie dienen epidural injizierte Steroide, Triggerpunkt-Injektionen und die Nervenwurzelblockade. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass konservative Maßnahmen am ehesten bei leichten Deformitäten zum Erfolg führen. Insgesamt hat sich das chirurgische Vorgehen als wirksamer und kosteneffizienter erwiesen. Die OP-Indikation wird festgemacht an:- körperlicher Beeinträchtigung
- Schmerzen
- neurologischen Symptomen
- dokumentierter Progression
- unwirksamer konservativer Behandlung
Quelle: Diebo BG et al. Lancet 2019; 394: 160-172; doi: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31125-0