Biologika schon früher einsetzen? Jeder zweite mit schweren Asthma zeigt im Alltag kein Ansprechen
In randomisierten kontrollierten Studien (RCT) haben sich gegen IL-4/13, IL-5 oder IgE gerichtete Antikörper bei schwerem Asthma und Typ-2-Inflammation als effektiv erwiesen. Die meisten Patientinnen und Patienten, die im Alltag mit dieser Erkrankung in die Praxis kommen, erfüllen jedoch nicht die Einschlusskriterien der klinischen Studien. Wie gut wirken Biologika also in der „echten Welt“?
Eine Arbeitsgruppe um Dr. Eve Denton von der Monash University in Melbourne wertete Daten von Erwachsenen aus dem International Severe Asthma Registry aus, die länger als 24 Wochen nachbeobachtet werden konnten. Von den mehr als 11.000 erfassten Personen im Register hätten nur 5,3 % die Kriterien für die Teilnahme an einer RCT erfüllt, betonen die Forschenden. Für ihre Analyse verglichen sie 2.116 Personen, die eine Biologikatherapie begonnen hatten, mit 6.335 ohne diese Medikation. Trotz ähnlicher Werte bei Biomarkern wie IgE, Eosinophilenzahl, Allergensensibilisierung und FeNO ging es denjenigen, die mit Biologika starteten, zuvor klinisch schlechter.
Klinisches Therapieansprechen definierte die Autorengruppe an einer Reihe von Kriterien. So erreichten unter Biologika 54 % einen Anstieg der FEV1 um ≥ 100 ml, bei 49 % besserte sich die Asthmakontrolle, bei 59 % ging die jährliche Exazerbationsrate um mindestens 50 % zurück und 49 % konnten langfristig die OCS-Dosis senken. Bei einigen dieser Responder zeigte sich eine besonders gute Wirkung („Super Responder“): In Bezug auf die Gesamtgruppe erhöhte sich bei 19 % die FEV1 um ≥ 500 ml, ergab sich bei 30 % eine zuvor nicht erreichte gute Asthmakontrolle, traten bei 32 % überhaupt keine Exazerbationen mehr auf und konnten 39 % die OCS auf ≤ 5 mg/d reduzieren.
In der Gruppe, die keine Biologika erhalten hatte, gab es lediglich hinsichtlich der OCS-Dosis und der Asthmakontrolle leichte Verbesserungen. Trotz der insgesamt deutlichen positiven Therapieeffekte sprachen 40–50 % der Teilnehmenden mit schwerem Asthma in der Real-World-Beobachtung nicht auf Biologika an, heißt es im Fazit. Das Autorenteam hält es angesichts dieser Ergebnisse für gerechtfertigt, zu prüfen, ob Menschen mit Asthma von einem früheren Start dieser spezifischen Therapie profitieren.
Quelle: Denton E et al. Allergy 2024; 79: 2700-2716; DOI: 10.1111/all.16178