Kaffee, Schokolade, Alkohol: Genuss fürs Herz
Wer raucht, verliert im Schnitt bis zu elf Lebensjahre. Wer es schafft aufzuhören, senkt sein Risiko, eine chronische Herzinsuffizienz (CHI) zu bekommen, binnen ca. 15 Jahren auf Nichtraucherniveau, erklärte Privatdozent Dr. Andreas Flammer vom Herzzentrum der Universität Zürich. Bei Rauchern korreliert die Schwere der CHI gemessen am NT-proBNP mit der Rauchintensität, also den Zigaretten pro Tag und den Packungsjahren. Ganz klar, dass die Leitlinien dringend zur Rauchentwöhnung raten.
Kakao beruhigt – auch das Gefäßendothel
Bei Kaffee, Schokolade und Alkohol sieht die Datenlage wesentlich gemischter aus. Kaffee und Schokolade enthalten Polyphenole und Flavonoide, denen gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden. Sie sollen den Blutdruck senken, die Endothelfunktion verbessern und antiinflammatorisch wirken. Für Kakao hat Dr. Flammer das sogar experimentell nachgewiesen. Innerhalb weniger Stunden nach Verzehr von dunkler Schokolade sank der oxidative Stress und das Endothel erholte sich.
Daraus lässt sich aber nicht einfach ableiten, dass diese Lebensmittel tatsächlich „gesund“ sind. Epidemiologische Studien bescheinigen zwar Menschen eine längere Lebenserwartung, die sich flavonoidreich ernähren. Nur macht eine epidemiologische Erkenntnis keinen Kausalzusammenhang, zumal die Daten meist retrospektiv erhoben werden.
Mit dem Kaffeetrinken nicht plötzlich wieder aufhören
In einer Metaanalyse von fünf prospektiven Studien mit über 100 000 Teilnehmern wurde der Zusammenhang zwischen Schokoladenverzehr und chronischer Herzinsuffizienz untersucht. Danach geht ein maßvoller Konsum (bis zu einer halben Tafel pro Tag) mit einem reduzierten CHI-Risiko einher. Oberhalb dieser „Dosis“ steigt das Risiko dann wieder an. „Es ist schwierig, Patienten etwas anzuraten, das sie von sich aus nicht tun“, meinte der Kardiologe. „Wenn jemand aber gerne Schokolade isst, sollte er auf gute Qualität achten. Dann kann Schokolade günstig sein, auch weil sie hilft, der Kachexie vorzubeugen.“
Vier Tassen Kaffee pro Tag scheinen ebenfalls vor der chronischen Herzinsuffizienz zu schützen, aber Vorsicht: Wer damit aufhört, steigert sein Risiko. Zwar nicht sehr stark, aber doch immerhin auf das 1,2-Fache. Wer fürchtet, seinen Patienten mit der Kaffee-Empfehlung in die Arrhythmie zu treiben, kann sich beruhigen. Es gibt sogar eine kleine Studie, der zufolge selbst starker Kaffeekonsum nicht gefährlicher ist als komplette Abstinenz. Dr. Flammer forderte allerdings, beim Kaffeetrinken die Flüssigkeitsbilanz nicht aus den Augen zu verlieren.
So einfach ist das mit dem Lebensstil – zumindest theoretisch
Quelle: Heart Failure 2018