Kaltplasmatherapie lässt diabetische Ulzera rasch abheilen
Unter schlecht heilenden Wunden der unteren Extremität leiden viele Diabetiker. Gelingt der Wundverschluss nicht, droht die Amputation. Diese Komplikation lässt sich unter Umständen vermeiden, wenn die Fußulzera mit kaltem atmosphärischem Plasma behandelt werden, berichtet ein Team um Privatdozent Dr. Bernd Stratmann vom Herz- und Diabeteszentrum NRW der Ruhr-Universität Bochum in Bad Oeynhausen.
Die Wissenschaftler hatten 31 oberflächliche bzw. bis zu den Sehnen ausgedehnte oder infizierte diabetische Fußwunden innerhalb von 14 Tagen achtmal mittels Kaltplasma behandelt. Dieses teilweise ionisierte Gas wird mithilfe eines Plasmajets aus dem Edelgas Argon gewonnen und erzeugt unter anderem verschiedene reaktive Sauerstoff- und Stickstoffverbindungen, die mit biologischem Material reagieren.
„Einfach anzuwenden und gut verträglich“
In der Vergleichsgruppe wurden weitere 31 Ulzera per Plasmajet behandelt – allerdings ohne angelegtes elektrisches Feld, sprich als Placebo. Zusätzlich bekamen alle Teilnehmer eine Standardwundversorgung, z.B. ein Débridement, lokale Desinfektionen oder feuchte Verbände.
Wie sich zeigte, beschleunigte die Behandlung mit kaltem atmosphärischem Plasma die Wundheilung erheblich: Zwei bis drei Tage nach der letzten Therapiesitzung waren im Schnitt nur noch etwa 31 % der ursprünglichen Wundfläche vorhanden, bei den Kontrollen dagegen knapp 55 %. Keine signifikanten Unterschiede fanden die Kollegen bzgl. der Infektionskontrolle und der Keimbelastung der Wunden.
Die Kaltplasmatherapie mittels Jettechnik ist einfach anzuwenden, eignet sich für die unterschiedlichsten chronischen Wundtypen und wird gut vertragen, so das Fazit der westfälischen Forscher. Um die Wirkdauer und längerfristige Sicherheit des Verfahrens zu prüfen, werden sie die Teilnehmer der Studie über mehrere Jahre nachbeobachten.
Quelle: Stratmann B et al. JAMA Netw Open 2020; 3: e2010411; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.10411