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Gelenkknorpelersatz Knorpelschäden minimalinvasiv flicken

Autor: Maria Weiß

Solche Knorpelschäden wie bei einer 64-Jährigen (links) oder einem 26-Jährigen durch Kollision des Knies mit einem Surfbrett (rechts) lassen sich auch mit einem kleineren Eingriff beheben. Solche Knorpelschäden wie bei einer 64-Jährigen (links) oder einem 26-Jährigen durch Kollision des Knies mit einem Surfbrett (rechts) lassen sich auch mit einem kleineren Eingriff beheben. © Schneider S et al. Hamburger Ärzteblatt 2021; 75: 30-31 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg
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Gelenkknorpelersatz ist dank einer speziellen arthroskopischen Technik ohne offene Arthrotomie möglich. Dafür braucht es nur eine Sitzung.

Als Goldstandard in der Behandlung von Knorpelschäden gilt die autologe Chondrozyten-Transplantation. Bei diesem zweizeitigen Verfahren werden Knorpelzellen entnommen, im Labor kultiviert und einige Zeit später in die lädierte Region verbracht. Als mögliche einzeitige Alternative kommt seit den 1980er-Jahren die Minced-Cartilage-Technik infrage. Defekte werden mit körpereigenen „Knorpel-Flakes“ aufgefüllt, die die Operateure während des Eingriffs aus abgeschabtem Gewebe selber herstellen. Bislang war dafür allerdings ein offen-chirurgisches Setting erforderlich.

Mittlerweile hat sich dieses Verfahren weiterentwickelt und ist jetzt auch im Rahmen einer Arthroskopie anwendbar, wie Dr. Stephan Schneider vom OrthoCentrum Hamburg darstellt. Eine diagnostische Gelenkspiegelung dient zunächst der Beurteilung von Defektgröße und -lage. Dabei sollten auch eventuelle Begleiterscheinungen wie Achsdeformitäten, Meniskusrisse oder Bandinstabilitäten aufgespürt und nach Möglichkeit behandelt werden. Danach kommt ein spezieller Shaver zum Einsatz, mithilfe dessen sich Knorpelzellen aus dem Defekt selbst oder dem gesunden Randbereich entnehmen und sammeln lassen. Parallel wird dem Patienten Blut abgenommen, um Platelet Rich Plasma (PRP) mit einer großen Menge Thrombozyten und Wachstumsfaktoren zu extrahieren. Ein Teil des PRP dient zudem der Fibrin­gewinnung per „Thrombinator“.

Anschließend werden die gesammelten Knorpelzellen mit PRP vermischt und in den zuvor kürettierten Defekt appliziert. Dank der Wachstumseigenschaften des Transplantats genügt eine unvollständige Befüllung. Einige Tropfen Fibrin verschließen die behandelte Läsion. Das Gelenk wird für 24–48 Stunden mit einer Orthese ruhiggestellt.

Für jüngere und ältere Patienten geeignet

Danach beginnt eine mehrwöchige stufenweise Mobilisierung per Motorschiene. Die volle Stoßbelastung darf in der Regel nach 8–12 Monaten erfolgen. Für Patienten ist der minimalinvasive Eingriff nur wenig belastend, die postoperativen Schmerzen sind gering.

Das Verfahren eignet sich laut Dr. Schneider sowohl bei jungen aktiven Sportlern mit Verletzungen als auch für ältere Menschen mit degenerativen Knorpelschäden. Er berichtet über einen 26-Jährigen, der nach Kollision mit einem Surfbrett über Knieschmerzen klagte. Ursache war ein Knorpeldefekt im Bereich der Patella, der erfolgreich mittels Minced-Cartilage-Technik versorgt wurde. Nach zehn Monaten konnte der Mann alle sportlichen Aktivitäten, einschließlich Joggen und Surfen, in vollem Umfang wieder aufnehmen.

Auch eine 64-jährigen Patientin mit einem viertgradigen Knorpelschaden im Bereich der Femurkondylen profitierte von dem Verfahren: Sieben Monate nach dem Eingriff war der Defekt vollständig gefüllt und die ältere Dame konnte ohne Schmerzen wieder Sport treiben.

Quelle Text und Abb.: Schneider S et al. Hamburger Ärzteblatt 2021; 75: 30-31 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg

Nach dem Eingriff sind sowohl bei der Dame (links, mitte) als auch beim Surfer (rechts) die Knorpeldefekte komplett gefüllt. Nach dem Eingriff sind sowohl bei der Dame (links, mitte) als auch beim Surfer (rechts) die Knorpeldefekte komplett gefüllt. © Schneider S et al. Hamburger Ärzteblatt 2021; 75: 30-31 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg