Demenzrisiko senken Köpfchen beweisen bei der Berufswahl
Ein abwechslungsreicher und fordernder Job macht nicht nur Spaß – er kann auch dabei helfen, im Alter geistig fit zu bleiben. Ein Forscherteam um Professor Dr. Mika Kivimäki vom University College London und der University of Helsinki analysierte den Zusammenhang zwischen kognitiver Stimulation am Arbeitsplatz und Demenzrisiko in einer Multikohorte mit rund 108.000 Teilnehmern. Die mittlere Follow-up-Zeit lag bei 17 Jahren.
Bereinigt um Alter und Geschlecht zeigte sich ein 23 % geringeres Demenzrisiko für Menschen, die in geistig anregenden Jobs tätig waren (d. h. viel eigenverantwortlich arbeiteten, über großen Entscheidungsspielraum verfügten und sich anspruchsvollen Aufgaben gegenübersahen). Pro 10.000 Personenjahren lag die Inzidenz mit 4,8 bei dieser Gruppe deutlich niedriger als bei Teilnehmern mit wenig mental stimulierenden und passiven Jobs (7,3 pro 10.000 Personenjahre). Berücksichtigte man weitere Faktoren, wie Bildung, Rauchstatus, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, blieb der Unterschied trotzdem bestehen.
In zwei weiteren Analysen untersuchten die Wissenschaftler die biologischen Mechanismen hinter dieser Assoziation und lieferten so einen Erklärungsversuch: Eine hohe kognitive Stimulation am Arbeitsplatz resultierte in einem niedrigeren Spiegel sechs verschiedener Plasmaproteine. Drei dieser Proteine konnten nachfolgend mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung einer Altersdemenz in Verbindung gebracht werden. Ihr Vorhandensein hemmt Axonogenese und Synaptogenese und verhindert so die Bildung neuer Verknüpfungen im zentralen Nervensystem.
Freizeitaktivitäten sind weniger protektiv
Den Unterschied zu aktuellen Langzeitstudien, die kognitive Stimulation in der Freizeit nicht mit einer Verringerung des Demenzrisikos assoziieren konnten, erklären sich die Autoren vor allem in deren Dauer und Intensität: Die meisten Menschen gingen ihrer Arbeit länger und intensiver nach als z.B. einem Hobby.
Quellen:
1. Kivimäki M et al. BMJ 2021; 374; n1804; DOI: 10.1136/bmj.n1804
2. Dekhtyar S. BMJ 2021; 374; n1973; DOI: 10.1136/bmj.n1973