Late-Onset-Depression als Risikofaktor für Parkinson und Demenz?
Entwickelt jemand erstmals in höherem Alter eine Depression, kann das ein Vorbote für Parkinson oder eine Lewy-Körper-Demenz sein. Einer kleinen Studie zufolge weisen Patienten mit Late-Onset-Depression (LOD) nämlich deutlich häufiger Anzeichen für die beiden neurodegenerativen Erkrankungen auf.
Wissenschaftler um Hiba Kazmi vom University College London hatten bei 36 Patienten, die noch keine zehn Jahre unter einer LOD litten, sowie 30 Gesunden ohne Anzeichen einer Depression die Ausprägung der typischen Symptome für einen Morbus Parkinson und eine Lewy-Körper-Demenz erfasst. Dafür nutzten sie verschiedene Fragebogen, Tests und bei einigen Teilnehmern zusätzlich bildgebende Verfahren.
Obwohl niemand eine neurodegenerative Erkrankung aufwies, zeigten sich Patienten mit Depression stärker motorisch und nicht-motorisch beeinträchtigt als Gesunde: Sie waren ängstlicher, apathischer und wiesen stärkere kognitive Defizite, autonome Störungen, Muskelsteifheit sowie eine Bradykinesie der Gliedmaßen auf. Zudem schliefen Teilnehmer mit LOD schlechter, bewegten sich im Schlaf öfter und zeigten vermehrt ein auffälliges REM-Schlaf-Verhalten.
Während ein Teil der Symptome auch mit der Depression der Betroffenen erklärbar sein kann, halten die Autoren aber gerade die eingeschränkte Kognition und Symptome wie Verstopfung oder gestörte Blasenkontrolle eher für Frühzeichen einer Parkinson-Krankheit bzw. Lewy-Körper-Demenz. Bei nahezu einem Viertel der untersuchten Patienten (im Vergleich zu einer von 25 Kontrollen) fanden sie durch 123I-Ioflupan-SPECT*-Aufnahmen des Gehirns zudem Hinweise auf eine Störung des Dopamintransports.
Diese schnitten kognitiv und motorisch noch schlechter ab als die LOD-Patienten mit normalem Scan. Zudem litten sie vermehrt unter Riechstörungen. Hirnatrophien, Läsionen der weißen Substanz oder Ähnliches fanden sich im strukturellen MRT dagegen nicht.
* Single-Photon-Emissions-Computertomographie
Quelle: Kazmi H et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2020; DOI: 10.1136/jnnp-2020-324266