PDE-5-Hemmer und Nitrate Kontraindikation bestätigt
Immer mehr Männer nehmen wegen einer erektilen Dysfunktion Phosphodiesterase-5-Hemmer ein. Einerseits ist deren Einsatz zusammen mit Nitraten kontraindiziert, weil beide Wirkstoffklassen eine Hypotonie induzieren können. Andererseits gibt es Daten, die belegen, dass sich PDE-5-Hemmer bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen günstig auf die Mortalität und die Häufigkeit von Herzinsuffizienz auswirken. Muss man die oben genannte Kontraindikation vielleicht überdenken, fragten sich Dr. Ylva Trolle Lagerros vom Stockholmer Karolinska Institut und Kollegen.
Zielgruppe: Patienten nach Infarkt oder Revaskularisation
Sie wollten überprüfen, ob PDE-5-Hemmer ähnlich positiv wirken, wenn Menschen mit kardiovaskulären Problemen gleichzeitig Nitrate einnehmen. Im schwedischen Patienten- und Arzneimittel-Verschreibungs-Register fanden die Forscher 5.710 Patienten, die jeweils zwei Rezepte über Nitrate und PDE-5-Inhibitoren innerhalb von sechs Monaten erhalten hatten. Alle hatten bereits einen Myokardinfarkt oder einen revaskularisierenden Eingriff hinter sich. Die Vergleichsgruppe bestand aus 55.777 KHK-Patienten, die ausschließlich Nitrate erhalten hatten.
Die Kombination beider Mittel schien den Patienten nicht zu bekommen. Im Vergleich zu den anderen Probanden hatten die Angehörigen dieser Gruppe eine um 39 % höhere Gesamtmortalität, eine um 34 % höhere kardiovaskuläre Mortalität und eine um 70 % höhere Rate gravierender kardiovaskulärer Ereignisse. Das Risiko für eine Revaskularisation war fast doppelt so hoch, das für eine Herzinsuffizienz lag 67 % höher. Eine Schwäche der Studie bestand darin, dass nicht bekannt war, ob bzw. wann die Patienten die verordneten Medikamente einnahmen.
Die Kombination von Nitraten und PDE-5-Hemmern stellt für Männer mit einer stabilen KHK möglicherweise ein Risiko dar, lautet das Fazit der Autoren. Die Studienergebnisse befänden sich im Einklang mit den aktuellen Leitlinien. Diese sehen vor, den gemeinsamen Einsatz gründlich abzuwägen.
Quelle: Lagerros YT et al. J Am Coll Cardiol 2024; 83: 417-426; DOI: 10.1016/j.jacc.2023.10.041