Senioren Kürzere duale Plättchenhemmung nach Koronarintervention?
In den Leitlinien werden eine sechsmonatige Therapie – unabhängig vom Alter – für Patienten mit stabiler ischämischer Herzkrankheit und eine zwölfmonatige DAPT für Patienten mit akutem Koronarsyndrom empfohlen. Aber wie gut eignet sich dieses Vorgehen tatsächlich für Senioren, die sowohl für ischämische Ereignisse als auch für Blutungen ein erhöhtes Risiko aufweisen? Das haben Dae Yong Park vom Cook County Health, Chicago, und Kollegen untersucht.
Die optimale DAPT-Dauer für ältere PCI-Patienten bewerteten sie hinsichtlich:
- NACE (net adverse clinical event), d.h. ischämische und Blutungsereignisse kombiniert
- MACE (major adverse cardiovascular events)
- Blutungen
Eingeschlossen in die dazugehörige Metaanalyse waren 14 randomisierte klinische Studien mit insgesamt knapp 19.000 Patienten.
Es zeigten sich keine Unterschiede hinsichtlich NACE und MACE nach ein-, drei-, sechs- oder zwölfmonatiger Therapie. Jedoch war eine DAPT über drei Monate jeweils mit einem niedrigeren Blutungsrisiko assoziiert als die sechs- oder zwölfmonatigen Varianten. Zudem hing die DAPT über einen Monat im Vergleich zur sechsmonatigen Gabe mit einem geringeren Blutungsrisiko zusammen. Trotz der Bedenken bezüglich des höheren ischämischen Risikos bei Senioren könne man eine Verkürzung der DAPT-Dauer nach der PCI in Betracht ziehen, so das Fazit der Autoren.
Die klinische Umsetzung könnte sich hinziehen
Die Metaanalyse stützt die Idee, dass eine kurzfristige DAPT wahrscheinlich die geeignete Strategie ist, um das Blutungsrisiko älterer Patienten zu minimieren. Und das, ohne den Schutz vor ischämischen Ereignissen zu beeinträchtigen, heißt es im begleitenden Kommentar von Safi Khan und Neal Kleiman vom Houston Methodist DeBakey Heart and Vascular Center. Zwar sei dies eine wertvolle Erkenntnis zur Dauer der DAPT bei Älteren. Doch die klinische Umsetzung erfordere neben dem indirekten Vergleich einen individualisierten, evidenzbasierten Ansatz, ein kontinuierliches Monitoring und die Anpassung an eine patientenzentrierte Versorgung. Die Kollegen wünschen sich weitere Studien, um Empfehlungen weiter verfeinern zu können und sicherzustellen, dass man seinen Patienten die individuell beste Therapie anbieten kann.
Quellen:
1. Park DY et al. JAMA Netw Open 2024; 7: e244000; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.4000
2. Khan SU, Kleiman NS. JAMA Netw Open 2024; 7:e246951; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.6951