Lässt sich Computerspielen mit Sport vergleichen?
Seitdem aufgrund der Coronapandemie die Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten stark eingeschränkt sind, erfreuen sich Computerspiele mit der klangvollen Zusatzbezeichnung „E-Sport“ zunehmender Beliebtheit. Viele dieser Bildschirmaktivitäten sind für den Nutzer tatsächlich derart aufregend, dass Puls und Blutdruck in die Höhe gehen. So gesund wie echter Bewegungssport sind sie deswegen aber noch lange nicht, wie eine Fallstudie von Sandra Haupt von der Abteilung für Sportmedizin und Sportphysiologie der Universität Bayreuth und Kollegen gezeigt hat.
Körperreaktionen beim Gamen sind stressbedingt
Bei einem 32-jährigen Amateur-E-Sportler (1,84 m, 60 kg) wurden Herzfrequenz, Sauerstoff- und Energieverbrauch während eines 30-minütigen Ego-Shooter-Computerspiels (Paladins: Champions of the Realm) gemessen. An einem anderen Tag wurden die gleichen Untersuchungen während eines 30-minütigen Ergometertrainings durchgeführt. Dabei wurde die Belastung so gewählt, dass die gleiche Herzfrequenz wie beim Computerspiel erreicht wurde.
In beiden Fällen stieg die Herzfrequenz von 85 auf 137 Schläge pro Minute an. Doch nur auf dem Ergometer ging damit auch ein um den Faktor drei erhöhter Sauerstoff- (0,72 vs. 0,28 l/min) und Energiebedarf (3,55 vs. 1,38 kcal/min) einher. Beim Fahrradfahren fiel der Blutzucker ab (-2,2 mmol/l), vor dem Bildschirm stieg er an (+0,7 mmol/l).
Somit lautet die ernüchternde Botschaft an die Freunde der Computerspiele: Auch wenn der Puls wie beim echten Training in die Höhe geht, fehlt beim E-Sport die adäquate kardiovaskuläre Reaktion, die körperliche Bewegung so gesund macht. Der Anstieg ist eine rein mentale Stressreaktion, die beim stundenlangen Gamen auch gesundheitsschädigend sein kann. Die Spiele können sportlichen Aktivitäten also keinesfalls ersetzen. Allerdings räumen die Sportwissenschaftler ein, dass es ein Riesenangebot sehr unterschiedlicher Spiele gibt und hier nur ein einziges getestet werden konnte.
Quelle: Haupt S et al. Dtsch Z Sportmed 2021; 72: 36-40; DOI: 10.5960/dzsm.2020.463