COVID-19 Lungentausch als Rettungsanker
Für Patienten mit schwer verlaufender COVID-19 und respiratorischem Versagen kann die
Lungentransplantation eine rettende Option sein. Allerdings gibt es bislang wenig Erkenntnisse darüber, in welchen Fällen der Eingriff angemessen und erfolgreich ist. In den USA hat man daher Lungentransplantationen, die zwischen dem 1. August 2020 und dem 30. September 2021 durchgeführt und in einem speziellen Register erfasst wurden, analysiert.
Präoperativ hing jeder Dritte an der ECMO
Von den insgesamt 3.039 Operationen erfolgten 214 (7 %) bei Patienten mit COVID-bedingtem Atmungsversagen. 140 von ihnen hatten ein akutes Atemnotsyndrom entwickelt, 74 eine Lungenfibrose. In 197 Fällen wurde bilateral transplantiert, wobei zwei Patienten gleichzeitg ein neues Herz und fünf eine neue Niere bekamen, berichten Dr. Amy Roach vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles und Kollegen.
Von 183 Patienten stand ausreichendes Datenmaterial für die Auswertung zur Verfügung. Sie waren im Durchschnitt 52 Jahre alt. Fast zwei Drittel hatte man präoperativ mittels extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO) versorgt, knapp 5 % waren dialysiert worden. Der Lung Allocation Score lag im Durchschnitt bei 87,5 von maximal 100 Punkten. In der Nachbeobachtungszeit von bis zu 5,8 Monaten starben neun der Organempfänger, einer von ihnen an COVID-19. Bei den anderen führten respiratorisches Versagen, Anoxie, Abstoßungsreaktionen, verschiedene Infektionen oder Hyperammonämie zum Tod.
Zahlen sprechen für LuTx als Behandlungsoption
Die 30-Tage-Mortalität betrug 2,2 %, was vier Todesfällen entsprach. Die Überlebensrate nach drei Monaten erreichte 95,6 % und lag damit auf dem gleichen Level wie die von Patienten, die aus anderen Gründen als COVID-19 eine neue Lunge erhalten hatten, schreiben Dr. Roach und Kollegen. Sie werten dies als Bestätigung dafür, dass eine Lungentransplantation bei COVID-Patienten mit respiratorischem Versagen eine vertretbare und Erfolg versprechende Behandlung ist. Allerdings würden weitere
Nachuntersuchungen benötigt, um den längerfristigen Erfolg des Eingriffs bei COVID-19 beurteilen zu können.
Quelle: Roach A et al. N Engl J Med 2022; 386: 1187-1188; DOI: 10.1056/NEJMc2117024