Vorsicht, Schwarze Salbe! Manche Mittelchen bringen Krebspatienten in Gefahr
In ihrer Verzweiflung setzen Malignompatienten ihre Hoffnung oft auf alternative Heilmittel. Für die gibt es jedoch häufig keinerlei Wirknachweis, manche davon haben sogar massives Schadenspotenzial. Ein Beispiel dafür sind Antikrebssalben, die u.a. von Esoterikern vertrieben werden. Weil einigen dieser Externa Aktivkohle beigemischt ist, werden sie als Schwarze Salben bezeichnet. Primär sollen diese der Therapie kutaner Malignome dienen, sie werden aber auch für andere Tumoren (z.B. Mammakarzinom) beworben, so Yannick Borkens von der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Die Schwarze Salbe soll direkt auf den Tumor aufgetragen werden und diesen quasi aus dem Körper ätzen oder ziehen. Diese Vorstellung vom Wirkmechanismus verleitet die Hersteller zur Anwendung stark ätzender Rezepturen mit hautschädigenden Inhaltsstoffen. Eine der wichtigsten Komponenten ist Zinkchlorid (ZnCl2). Außerdem werden verschiedene Pflanzen eingesetzt, darunter die kanadische Blutwurz (Sanguinaria canadensis). Auch das in der Medizin als perkutanes Arzneimittel gebräuchliche Dimethylsulfoxid (DMSO) wird verwendet. Die Salben unterscheiden sich in ihrer Rezeptur und enthalten zum Teil auch keine Aktivkohle.
Die Anwendung der stark schädigenden Substanzen birgt erhebliche Gefahren. Zu den Risiken zählen Hautverätzungen und Verstümmelungen. Hinzu kommen negative psychische Folgen, die beispielsweise durch die Verstümmelung entstehen. Besonders stark betroffen sind Patienten mit salbenbedingten Läsionen im Gesicht.
Der Tumor selbst wird durch die Schwarze Salbe nicht beeinflusst: Während diese die oberen Hautschichten angreift, wächst er in der Tiefe weiter. Auch die beim Hautkrebs häufige Metastasierung wird keinesfalls verhindert. Somit führen die Antikrebssalben das Werbeargument, sie seien sanft und nebenwirkungsarm, ad absurdum.
Umso wichtiger ist eine angemessene Beratung der Malignompatienten. Denn viele von ihnen neigen zu „alternativen“ Methoden – häufig begleitend zur Schulmedizin. Ein vertrauensvolles Gespräch ermutigt sie dazu, ihre zusätzlichen Medikamente und verwendeten Produkte offenzulegen. So lassen sich etwaige Gefahren und unnötiges Leiden verhindern. Außerdem verbessert ein solches Gespräch die Adhärenz zur wissenschaftlich begründeten Medizin.
Quelle: Borkens Y. Akt Dermatol 2023; 49: 84-86; DOI: 10.1055/a-2007-9229