Mikronährstoffe Mangelzustände drosseln die kardiale Energieversorgung
Mitochondrien werden häufig als „Kraftwerke der Zellen“ bezeichnet – denn in ihnen wird Adenosintriphosphat (ATP) produziert. Dafür sind Mikronährstoffe wie Coenzym Q10, Zink, Kupfer, Selen und Eisen zentral: Sie alle sind erforderlich, damit Makronährstoffe in ATP umgewandelt werden können, schreibt das Forscherteam um Nils Bomer, Kardiologische Abteilung, University Medical Center, Groningen.
Querschnittsstudien zeigen, dass bei bis zu 50 % der Herzinsuffizienzpatienten ein Mikronährstoffmangel besteht. Hinzu kommt, dass einige von ihnen eine verminderte intestinale Resorption, eine erhöhte Ausscheidung mit dem Urin als Folge einer Diuretikatherapie oder Störungen der renalen glomerulären oder tubulären Funktion aufgrund von oxidativem oder proinflammatorischem Stress aufweisen. All diese Faktoren verschärfen einen Mikronährstoffmangel.
Der Einsatz bestimmter Mikronährstoffe zusätzlich zur evidenzbasierten medikamentösen Therapie bessert das Management der Herzinsuffizienz – dafür gibt es klinische Evidenz. Im Konsensus-Papier der Heart Failure Society of America (HFSA) wird dieser potenzielle Benefit thematisiert. Die European Society of Cardiology (ESC) empfiehlt in ihrer Leitlinie lediglich, einen Eisenmangel durch die i.v. Gabe von Eisen auszugleichen; auf eine Supplementierung weiterer Mikronährstoffe wird darin nicht eingegangen.
Bisher gibt es nur sehr wenige randomisierte Studien, die Interventionen mit Mikronährstoffen untersuchen. Eine Ausnahme bilden Forschungen zum Einsatz von Eisen. Derzeit prüft man in der Studie TRACER-HF, ob eine kupferbindende Substanz (INL1) zu einer Umverteilung von Kupfer beispielsweise aus dem Blut in kupferarme Gewebe (z.B. ischämisches Myokard) führen kann.
Coenzym Q10 verbesserte Outcome bei Herzinsuffizienz
In der Studie Q-SYMBIO mit 420 Herzinsuffizienzpatienten verbesserte die zusätzliche Gabe von Coenzym Q10 zur Standardtherapie den primären kombinierten Endpunkt (Hospitalisierung, Implantation eines Herzunterstützungssystems, kardiovaskulärer Tod oder Herztransplantation), nicht aber den Schweregrad der Herzschwäche.
Um herauszufinden, ob bei Herzinsuffizienz Mikronährstoffe supplementiert werden sollten, bräuchte es groß angelegte, gut geplante Studien. Die Frage ist, wer diese finanzieren würde, gibt Nicolas Girerd von der Université de Lorraine in Nancy in seinem Editorial zu bedenken. Da Mikronährstoffe in westlichen Gesundheitssystemen nicht als Medikamente, sondern eher als Nahrungsergänzungsmittel gelten, könnte auch die Kostenerstattung für Diskussionen sorgen. Der Experte ist überzeugt davon, dass die Supplementierung mit Mikronährstoffen eine effektive Behandlung der Herzinsuffizienz darstellen könnte.
Quellen:
1. Bomer N et al. J Intern Med 2022; DOI: 10.1111/joim.13456
2. Girerd N. J Intern Med 2022; DOI: 10.1111/joim.13455