Maske und Abstand: Welche Maßnahmen schützen wirklich vor dem Coronavirus?
Viel wurde in den vergangenen Wochen und Monaten darüber diskutiert, welche Maßnahmen zum Schutz vor SARS-CoV-2 sinnvoll sind. Bislang war die Datenlage zu diesem Thema zu dünn, um eine abschließende Bewertung zuzulassen. Nun haben kanadische Forscher die vorhandene Literatur zusammengetragen und in einem systematischen Review ganze 172 Beobachtungs- und 44 Vergleichsstudien zu SARS, MERS, COVID-19 und den für diese Erkrankungen verantwortlichen Viren analysiert.1
Ihren Ergebnissen zufolge reduziert sich das Infektionsrisiko durch Einhalten eines Abstands von 1 m zu anderen Menschen um 82 %. Durch jeden weiteren Meter lässt sich der relative Schutz verdoppeln. Abstandhalten sei damit als Maßnahme für den Alltag „hoch effektiv“, so die Autoren.
Das Tragen eines einfachen Mund-Nasen-Schutzes verringert die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung um 67 %. Dieser Wert lässt sich durch eine FFP2/3-Atemschutzmaske auf bis zu 96 % erhöhen. Auch den Augenschutz, der aus Autorensicht vor allem in der Allgemeinbevölkerung unterschätzt wird, bewerten Dr. Derek K. Chu vom Department of Health Research Methods, Evidence and Impact der McMaster University in Hamilton und Kollegen als wirkungsvoll. Bei korrekter Anwendung vermindert er das Infektionsrisiko um 78 %.
Auf Basis dieser Studie plädieren Professor Dr. C. Raina MacIntyre von der University of New South Wales in Sydney und Professor Dr. Quanyi Wang vom Beijing Center for Disease Prevention and Control in Peking dafür, im Gesundheitswesen generell FFP2- bzw. -3-Masken zu verwenden, um das medizinische Personal bestmöglich zu schützen und nosokomiale Infektionen zu vermeiden.2
Für die Allgemeinbevölkerung sei wichtig, zu wissen, dass einlagige Masken einen sehr viel schlechteren Schutz bieten als mehrlagige. Dies müsse man vor allem bei selbstgenähten Produkten beachten.
Autoren und Kommentatoren betonen einstimmig, dass keine der untersuchten Maßnahmen zu 100 % vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützt. Bis ein effektiver Impfstoff vorliege, halten sie die Kombination mehrerer Methoden für am sinnvollsten.
Quellen:
1. Chu DK et al. Lancet 2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31142-9
2. MacIntyre CR, Wang Q. A.a.O., DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31183-1