Meniskusriss braucht keine Operation
Nimmt bei einem Patienten im mittleren Alter der Meniskus ernsthaft Schaden, ist nicht immer und sofort eine Gelenkoperation vonnöten. Eher scheint das Gegenteil der Fall zu sein, wie Dr. Jeffrey N. Katz von der Havard Medical School in Boston und seine Kollegen anhand der Daten von 351 Personen mit Meniskusriss zeigten. Alle Knieverletzten waren älter als 45 Jahre.
Bei der Hälfte der Patienten wurde eine arthroskopische partielle Meniskektomie vorgenommen, die anderen erhielten eine konservative Behandlung mit Physiotherapie. Als primäres Therapieergebnis setzten die Autoren die Abnahme der Schmerzen im Knee Injury and Osteoarthritis Score (KOOS) fest, der die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 100 abfragt. Sekundäres Behandlungsergebnis war der Anteil von Patienten, die nachfolgend eine Knieendoprothese erhielten.
Beim primären Outcome zeigten sich keine Unterschiede zwischen den beiden Strategien: Sowohl bei den Operierten als auch bei den konservativ Behandelten ging der KOOS von einem mittleren Ausgangswert von etwa 46 innnerhalb der ersten drei Monate deutlich zurück, nahm in beiden Gruppen über die nächsten 24 Monate weiter kontinuierlich auf etwa 18 ab, um seinen Wert danach stabil zu halten.
Meniskektomie erhöht Risiko für späteren Gelenkersatz
25 Studienteilnehmer (7,1 %) erhielten innerhalb von fünf Jahren eine Knieendoprothese. Die Patienten mit operativer Versorgung des Meniskusrisses bekamen dabei in der Intention-to-treat-Analyse im Vergleich zur konservativen Therapie häufiger einen Gelenkersatz (HR 2,00). Betrachtet man diejenigen, die tatsächlich ein künstliches Gelenk kriegten, fiel der Unterschied zwischen den Gruppen viel deutlicher aus (HR 4,9).
Quelle: Katz JN et al. Arthritis & Rheumatol 2020; 72: 273-281; DOI: 10.1002/art.41082