Eine Meniskus-Operation sollte gut überlegt sein
Symptome und radiologische Zeichen eines Meniskusrisses können deutlich variieren. Gerade bei älteren Menschen lassen sich die Probleme oftmals nur schwer von arthrotischen Beschwerden unterscheiden. Manchmal haben die Betroffenen nicht einmal Schmerzen.
Greift der Chirurg in solchen Fällen zum Messer, sollte er unbedingt im Hinterkopf behalten, dass er seinen Patienten damit vielleicht nicht immer einen Gefallen tut, schreiben Simon G. F. Abram von der Abteilung für Orthopädie der Universität Oxford und Kollegen. Infolge der OP kann es zu Herzinfarkt, Schlaganfall, Infektionen oder gar Tod kommen.
Mehr als eine Million Eingriffe in 20 Jahren
Wie groß die Gefahr für solche schwerwiegenden Nebenwirkungen ist, haben die Forscher anhand der Daten von rund 667 000 Patienten aus Großbritannien untersucht. Etwas mehr als eine Million Menschen legten sich zwischen 1997 und 2017 unters Messer, um sich den Meniskus teilresezieren zu lassen.
Bei den in die Analyse einbezogenen Patienten kam es binnen 90 Tagen nach dem Eingriff zu 4239 erneuten Operationen, wovon 944 aufgrund einer Folgeinfektion erneut operiert werden mussten. 2218 Patienten trugen schwere Komplikationen davon, z.B. eine Lungenembolie (546 Fälle). Beide Ereignisse kamen damit signifikant häufiger vor als im Bevölkerungsdurchschnitt. Das Gegenteil zeigte sich für Myokardinfarkte und Schlaganfälle. Für die Autoren ein Zeichen, dass die Orthopäden vor allem körperlich gesündere Patienten operieren. Tatsächlich ergab die Auswertung, dass es häufiger zu schweren Komplikationen kam, je älter die Betroffenen waren bzw. je mehr Komorbiditäten sie aufwiesen.
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es sich bei der arthroskopischen Meniskus-Teilresektion um eine risikoarme Prozedur handelt, schreiben die Autoren. Vor allem bei einer sorgfältig ausgewählten Klientel. Trotzdem dürfe man die Risiken für Lungenembolien und septische Arthritiden nicht ignorieren.
Weil man von Krankengymnastik und Bewegungstherapie ähnliche Erfolge erwarten könne, raten Kim Bennell, Universität Melbourne,und Jeffrey Katz, Harvard Medical School, in einem begleitenden Kommentar zunächst zu konservativen Ansätzen. Die Ergebnisse ihrer Kollegen könnten jedoch dabei helfen, eine Entscheidung für oder gegen eine Operation zu finden.
Quelle:
1. Abram SGF et al. Lancet 2018; online first
2. Bennell K, Katz J. Lancet 2018; online first