Leukozytentelomerlänge Mit „Telo-Medizin“ in die Zukunft blicken
Telomere sind DNA-Strukturen, die wie „Schutzkappen“ an den Enden der Chromosomen sitzen und diese vor Schädigung schützen. Bei jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere – ist ein kritischer Punkt erreicht, gehen die betroffenen Zellen zugrunde. Die Leukozytentelomerlänge (LTL) dient als Marker für die Telomerlänge des jeweiligen Individuums. Eine LTL-Verkürzung wurde mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht, doch bisher war über ihren prognostischen Wert noch nicht viel bekannt.
Nun hat ein internationales Forscherteam um Dr. Carolin Schneider von der University of Pennsylvania, Philadelphia, untersucht, ob zwischen Telomerlänge und bestimmten Erkrankungen bzw. Mortalität ein Zusammenhang besteht. Dazu werteten die Wissenschaftler Daten von über 470.000 Patienten aus der United Kingdom Biobank aus.
Die Analyse nach einem durchschnittlichen Follow-up von zwölf Jahren ergab, dass eine LTL-Verkürzung mit einer etwas erhöhten Gesamtmortalität einherging (Hazard Ratio, HR, 1,08). Darüber hinaus war eine reduzierte LTL mit einer erhöhten kardiovaskulären (HR 1,09), respiratorischen (HR 1,40), gastrointestinalen (HR 1,26), muskuloskelettalen (HR 1,51) und COVID-19-Mortalität (HR 1,15) assoziiert, nicht jedoch mit einem erhöhten Sterberisiko durch Krebserkrankungen.
Bestimmte Erkrankungen deutlich überrepräsentiert
Bei Teilnehmern mit kürzerer LTL waren 214 Krankheitsentitäten signifikant über-, 37 andere dagegen unterrepräsentiert. Zu den besonders häufig vorkommenden Entitäten zählten Erkrankungen des Kreislaufs, der Verdauungsorgane und der Atemwege sowie Infektionen. Die vorliegende Untersuchung unterstreicht die Relevanz der Telomerverkürzung für verschiedene Erkrankungen und rechtfertigt weitere Studien, resümieren die Autoren.
Quelle: Schneider CV et al. JAMA Intern Med 2022; DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.7804