Schlafapnoe Nächtlichen Atemaussetzern auf der Spur

Autor: Maria Weiß

Kurzfristige Folgen der Schlafapnoe sind neben vermehrter Tagesmüdigkeit, Vigilanzstörungen und Konzentrationsmangel auch Einbußen hinsichtlich der sozialen Interaktion und der Lebensqualität. Kurzfristige Folgen der Schlafapnoe sind neben vermehrter Tagesmüdigkeit, Vigilanzstörungen und Konzentrationsmangel auch Einbußen hinsichtlich der sozialen Interaktion und der Lebensqualität. © Andrey Popov- stock.adobe.com

Bestimmte Vorerkrankungen prädestinieren im Verbund mit nächtlichem Schnarchen für eine Schlafapnoe. Um den Verdacht abzuklären, dürfen unter Umständen jetzt auch Internisten ohne Schwerpunkt ein entsprechendes Screening anbieten.

Eigentlich sollte bei Patienten mit Adipositas, Diabetes, Vorhofflimmern oder Hypertonie, die von nächtlichem Schnarchen berichten, eine Schlafapnoe ausgeschlossen werden. Würde man sie alle ins Schlaflabor schicken, wären die Kapazitäten bei Weitem überschritten, sagte Dr. Christian Gogoll, niedergelassener Internist aus Berlin. Trotzdem sollte man die Sache nicht auf sich beruhen lassen.

Kurzfristige Folgen der Schlafapnoe sind neben vermehrter Tagesmüdigkeit, Vigilanzstörungen und Konzentrationsmangel auch Einbußen hinsichtlich der sozialen Interaktion und der Lebensqualität. Langfristig drohen vermehrte kardiovaskuläre Ereignisse und Stoffwechselstörungen.

Mit den acht Fragen der Epworth Sleepiness Scale zur Einschlafwahrscheinlichkeit in bestimmten Situationen lässt sich die Tagesmüdigkeit sehr gut erfassen. Dies allein reicht aber nicht aus, betonte Dr. Gogoll. In Kombination mit dem STOP-BANG-Test kann man die Vortestwahrscheinlichkeit deutlich besser bestimmen. Vermehrte Tagesmüdigkeit muss dabei nicht zwingend vorliegen – auch ein adipöser Mann, der schnarcht und eine Hypertonie aufweist, hat ein deutlich erhöhtes Risiko.

Vortestwahrscheinlichkeit je nach Anzahl der zutreffenden Kriterien

STOP

 

BANG

 

Snoring (Schnarchen)

BMI > 35kg/m2

Tired (Müdigkeit)

Alter > 50 Jahre

Observed (Atemaussetzer aufgefallen)

Neck size (Halsdicke) > 40 cm

Pressure (Bluthochdruck)

Gender (männlich)

0–2 Punkte: geringes Risiko, 3–4 Punkte: mittleres Risiko,
5–8 Punkte: hohes Risiko; ≥ 2 STOP-Pkt. u. männlich oder BMI > 35 kg/m2 oder Halsdicke > 40 cm: hohes Risiko

Bei Patienten mit hoher Vortestwahrscheinlichkeit sollte zur weiteren Abklärung eine Polysomnografie veranlasst werden. Für das Nadelöhr „Schlaflabor“ gibt es eine Lösung: Seit 1. April 2022 dürfen auch Internisten ohne Schwerpunkt nach einem 30-stündigen Qualifikationskurs eine ambulante kardiorespiratorische Poly­somnografie als Screeninguntersuchung durchführen und abrechnen. Eine Aufzeichnung von 22 bis 6 Uhr ist nach Erfahrung von Dr. Gogoll ausreichend, um nächtliche Atemaussetzer zu erfassen.

Bericht: DGIM-Talk- "Klug entscheiden"