Zerebrale Läsionen Schlafapnoe geht an die Hirnsubstanz
Hyperintense Läsionen der weißen Hirnsubstanz (White Matter Hyperintensities; WMH) treten bei älteren Patienten gehäuft auf und sind mit einem erhöhten Risiko für neurologische und psychische Erkrankungen wie Demenz, Schlaganfälle und Depressionen verbunden. Die zugrunde liegenden Pathomechanismen sind noch nicht vollständig geklärt. Unter anderem könnten jedoch Durchblutungsstörungen eine Rolle spielen.
Da Ischämie, Hypoxie und Hypoperfusion aber auch typische Merkmale einer chronisch-obstruktiven Schlafapnoe (OSA) sind, haben Dr. Helena Zacharias vom Uniklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, und Kollegen jetzt untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von OSA und WMH besteht.
Hierfür haben sie die Daten von 529 Teilnehmern einer bevölkerungsbasierten Querschnittsstudie in Deutschland (Study of Health in Pomerania-Trend baseline; SHIP-Trend-0) ausgewertet. Im Rahmen einer Polysomnographie wurden nächtliche Apnoe- und Hypopnoe-Ereignisse anhand des Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) und des Sauerstoffentsättigungs-Index (ODI) ermittelt. Das Ausmaß der WMH wurde mittels MRT bestimmt.
Bei 40 % bzw. 19 % der Probanden lag eine OSA nach AHI- bzw. ODI-Kriterien vor. Im Mittel traten 7,98 Ereignisse pro Stunde nach AHI-Kriterien und 3,75 Ereignisse pro Stunde nach ODI-Kriterien auf. Männer waren signifikant häufiger von einer OSA betroffen als Frauen.
Sowohl der AHI als auch der ODI waren signifikant assoziiert mit der Menge an WMH. Dieser Zusammenhang blieb unabhängig von zusätzlichen vaskulären, metabolischen und lebensstilbedingten Risikofaktoren bestehen. Die stärkste Assoziation zeigte sich zwischen den beiden Indices und dem periventrikulären frontalen WMH-Volumen sowie zwischen AHI-Index und dem periventrikulären dorsalen WMH-Volumen.
Der signifikante Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und hyperintensen Läsionen der weißen Hirnsubstanz, der in der vorliegenden Studie festgestellt wurde, liefert einen Anhaltspunkt für einen bislang unbekannten Pathomechanismus der WHM. Die Studienautoren weisen darauf hin, dass die Behandlung von OSA mit etablierten Methoden (z.B. CPAP-Beatmung) das Risiko für WMH und damit assoziierte Erkrankungen reduzieren könnte.
Quelle: Zacharias HU et al. JAMA Network Open 2021; 4: e2128225; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.28225