Wieder scharf sehen ohne Brille Neben Augenlasern und Linsentausch hat die refraktive Chirurgie noch einiges mehr zu bieten
Weltweit leiden immer mehr Menschen an Kurz- oder Alterssichtigkeit. Entsprechend groß ist der Bedarf an neuen und innovativen Lösungen in der refraktiven Chirurgie. Einen Überblick über die heute gängigen Methoden und über künftige Verfahren zur Verbesserung der Sehschärfe gibt Prof. Dr. Michael Mrochen vom Institut für Refraktive und Ophthalmo-Chirurgie in Zürich.
Heutzutage werden Technologien wie der Femtosekunden- und der Excimerlaser zur Sehkorrektur genutzt. Bei der Korrektur der Kurzsichtigkeit oder bei einer Hornhautverkrümmung haben sich risikoarme Verfahren wie LASIK*, Femto-LASIK, Lentikelextraktion und die fotorefraktive Keratektomie bewährt. Ihr Einsatz ist aber durch Hornhautdicke und die strukturelle Integrität begrenzt.
Bei manchen Patientinnen und Patienten sind diese Hornhauteingriffe also schlicht nicht möglich. Stattdessen kommen implantierbare Kontaktlinsen oder künstliche Linsen infrage. Diese Methoden sind nicht so präzise wie die Laserverfahren, schreibt Prof. Mrochen. Es komme schnell zur Über- oder Unterkorrektur der Sehschwäche.
Die Methoden von morgen und übermorgen sind bereits vorhanden, befinden sich aber noch auf dem Prüfstand, so der Autor. Die künftigen Verfahren sind weniger invasiv und bieten etliche Vorteile für die Patientinnen und Patienten. Behandlungsziele sind die Stabilisierung der Hornhaut und besseres funktionales Sehen durch die Korrektur.
So könnten zukünftig allogene Korneaimplantate gegenüber Monovision und Linsenextraktion den Vorzug erhalten. Die Behandlung lässt sich postoperativ anpassen und ist reversibel, da die Implantation in eine Hornhauttasche oder unter einen sogenannten LASIK-Flap, eine Hornhautlamelle, erfolgt. Spenderhornhaut wird mittels Excimerlaser angepasst, die natürliche Struktur der Kornea bleibt erhalten.
Neues Verfahren ändert den Brechungsindex gezielt
Speziell die CAIRS** ist eine weniger invasive Variante der allogenen Hornhauteinlage. Geschnittene Hornhautsegmente werden bei dieser Technik in der Peripherie des Stromas eingesetzt. Der Eingriff ist offenbar unkomplizierter und die Erholungszeit kürzer als bei anderen Methoden, schreibt der Autor. Auch dieses Verfahren ist reversibel.
Letztlich wird mit der minimalinvasiven LIRIC***-Methode der Brechungsindex gezielt verändert. Dieser variiert nur leicht und das Gewebe bleibt intakt. Die ersten Ergebnisse mit dem neuen Verfahren sind vielversprechend, jedoch sind weitere Studien nötig, um den Einsatzbereich abzuschätzen. Der Bedarf für vereinfachte Methoden dürfte künftig weiter steigen, prognostiziert Prof. Mrochen.
* Laser-in-situ-Keratomileusis
** Corneal Allogene Intrastromal Ring Segments
*** Laser Induced Refractive Index Change
Quelle: Mrochen M. Augenspiegel 2024; 70: 38-40