Nekrotisierende Pankreatitis wird seltener zum Todesurteil
Die Inzidenz der akuten Pankreatitis liegt bei 15 bis 45/100 000 – Tendenz steigend: Allein in den letzten 30 Jahren hat sie um etwa 45 % zugenommen. Meist verläuft die Erkrankung mild und heilt binnen einer Woche aus. Doch in 20–30 % der Fälle kommt es zu schweren Verläufen.
Jeder Dritte verstarb bei der offenen Nekrosektomie
Auf eine frühe Phase der Erkrankung folgt eine, in der sich Nekrosen bilden. Kommt es zur Infektion, drohen Sepsis und Multiorganversagen. Bei der nekrotisierenden Pankreatitis sind daher besondere therapeutische Strategien nötig, erklärt Dr. Markus Zachäus von der Klinik für Gastroenterologie am HELIOS Parkklinikum Leipzig.
Früher waren die nekrotisierenden Verläufe der akuten Pankreatitis eine Domäne der Chirurgie, die stumpfe Nekrosektomie galt als therapeutischer Standard. Allerdings ging das Verfahren mit einer hohen Letalität einher: Etwa ein Drittel der Patienten verstarb im Rahmen oder infolge des Eingriffs. Heute setzt man dagegen auf die interventionelle Behandlung, die perkutane und transgastrische sowie die transduodenale Drainage und die endoskopische Nekrosektomie. Die Letalität sank dadurch auf 7–10 %.
Die minimalinvasiven Verfahren sind immer dann indiziert, wenn
- es zur Infektion von peripankreatischer Flüssigkeit oder zu Nekrosen gekommen ist oder
- eine APFC, ANC oder WON (s. Kasten) vorliegt und durch Kompression eine intestinale Transportstörung oder eine Gallengangsstenose mit Ikterus und/oder Cholangitis resultieren.
Aufgeklärte Akronyme
Interventionelle Therapie in Stufen | |
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Stabiler Patient mit infizierter Nekrose | Instabiler Patient (Sepsis) mit infizierter Nekrose |
1. Endosonographische oder perkutane Drainage | 1. Perkutane Drainage mit Spülung |
2. Sukzessive endoskopische oder perkutane Nekrosektomie | 2. Nach Stabilisierung endosonographische Drainage |
3. Sukzessive endoskopische oder perkutane Nekrosektomie |
Auch die Rezidive minimalinvasiv behandeln
Weitere minimalinvasive Optionen sind perkutane Drainagetechniken, bei denen der Zugang sukzessive geweitet und dann die Nekrosektomie per Endoskop durchgeführt wird. Zwei bis drei Monate nach dem Eingriff können die internen Drainagen entfernt und die Therapie abgeschlossen werden. Rezidive kommen in 10–20 % der Fälle vor und werden in gleicher Weise behandelt.Quelle: Zachäus M et al. internistische praxis 2019; 60: 227-235