Nierengesundheit Nephrologen fordern Basisscreening

Autor: Nierenarzt/Nierenärztin

Die derzeitigen Check-up-Untersuchungen in Deutschland erfassen die relevanten Parameter nur unzureichend oder gar nicht. Die derzeitigen Check-up-Untersuchungen in Deutschland erfassen die relevanten Parameter nur unzureichend oder gar nicht. © natali_mis – stock.adobe.com

Um die Chancen einer frühzeitigen Diagnose und Therapie der CKD zu nutzen, forderte die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) bei ihrer 16. Jahrestagung vom 26.-29. September 2024 in Berlin die Verankerung der kostengünstigen Untersuchungen in der hausärztlichen und internistischen Versorgung.

Die derzeitigen Check-up-Untersuchungen in Deutschland erfassen die relevanten Parameter jedoch nur unzureichend oder gar nicht. Eine leitliniengerechte Labordiagnostik wird in deutschen Hausarztpraxen nicht ausreichend durchgeführt laut InspeCKD-Studie. „Das ist tragisch, denn seit einigen Jahren stehen endlich wirksame Medikamente zur Verfügung, mit denen wir das Fortschreiten der CKD vor allem auch in frühen Stadien verzögern oder sogar stoppen können“, sagt Professorin Dr. med. Julia Weinmann- Menke, Sprecherin der DGfN und Direktorin der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Nierentransplantation (NTX) am Universitätsklinikum Mainz. „Dazu müssen wir die CKD aber rechtzeitig diagnostizieren.“ 

Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen 

Mit den SGLT-2-Hemmern, den nicht-steroidalen Mineralkortikoid- Rezeptor-Antagonisten und der bevorstehenden Zulassung der GLP-1-Rezeptor-Agonisten für CKD bei Typ-2-Diabetes stehen erstmals Therapieoptionen zur Verfügung, die den Nierenfunktionsverlust verlangsamen. „Mit diesen Behandlungen kann auch die Prognose der Betroffenen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessert werden“, sagt Weinmann-Menke. In der zuletzt aktualisierten internationalen Leitlinie KDIGO ist nun die Empfehlung enthalten, bestimmte Risikopersonen auf eine Nierenerkrankung zu untersuchen. DGfN befürwortet Screening für alle und Aufnahme ins GHG Die Aufnahme von Nierenerkrankungen in das Gesundes- Herz-Gesetz (GHG) wäre ein entscheidender Schritt, um die Früherkennung zu verbessern, Herzinfarkte und Schlaganfälle zu reduzieren und langfristig die Gesundheitskosten zu senken“, sagt Weinmann-Menke. Bisher sind die Nieren im GHG jedoch nicht berücksichtigt, obwohl die DGfN intensiv auf das kritische Fehlen der CKD im GHG hingewiesen hat. Und die Nephrologin geht noch einen Schritt weiter: „Da wir nicht genug betonen können, wie wichtig die Früherkennung von CKD ist, plädieren wir für ein grundsätzliches Screening im Rahmen der von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlten Gesundheitsuntersuchungen ab dem 35. Lebensjahr.“

Eine Prognose zur Entwicklung der häufigsten Todesursachen aus dem Jahr 2018 zeigt, dass CKD zwischen 2016 und 2040 von der 16. auf die 5. häufigste Todesursache vorrücken könnte. „Wenn es gelingt, regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen einzuführen, die Patientinnen und Patienten über ein Disease-Management-Programm (DMP) zu begleiten und die medikamentösen Optionen zu nutzen, ist davon auszugehen, dass es in Zukunft weniger Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener CKD und damit weniger Dialysen, Bluthochdruck, Schlaganfälle und weniger Herzinfarkte geben wird“, sagt Dr. med. Nicole Helmbold, Generalsekretärin der DGfN. Weitere und genauere Daten darüber, wie und in welchem Ausmaß Maßnahmen zur Erkennung, Risikostratifizierung und Behandlung von CKD die gesundheitlichen Ergebnisse verbessern würde, könne ein Deutsches Zentrum für Nierengesundheit erheben, so Helmbold weiter. „Auch deshalb setzen wir uns für seine Gründung ein.“ 

Pressemeldung der DGfN, 16. Jahrestagung, September 2024, Berlin

Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in: Nierenarzt/Nierenärztin 5/2024